Wir sind die Nacht Deutschland 2010 – 100min.

Filmkritik

Weibliche Vampire im Lamborghini

Walter Gasperi
Filmkritik: Walter Gasperi

Dennis Gansel lässt drei genusssüchtige weibliche Vampire durch Berlin ziehen. Mit einem Biss gewinnen sie auch die junge Taschendiebin Lena für ihre Welt. Problematisch wird es aber, als sich diese ernsthaft in einen jungen Polizisten verliebt.

Mit Friedrich Wilhelm Murnaus "Nosferatu" wurde der Vampirfilm zwar 1920 in Deutschland aus der Taufe gehoben, doch spätestens nach Carl Theodor Dreyers "Vampyr" (1932) fiel dieses Genre zwischen Rhein und Elbe in einen Dornröschenschlaf. 14 Jahre lang hatte auch Dennis Gansel schon die Idee zu diesem Vampirfilm im Kopf, doch erst der "Twilight"-Hype ermöglichte die Realisierung.

"Unersättlich, unsterblich" lautet die Überschrift des Filmplakats und gibt schon die Stossrichtung von "Wir sind die Nacht" vor. Romantik spielt hier im Gegensatz zur "Twilight"-Trilogie eine Nebenrolle, und von der Erotik des Bisses ist hier auch nichts zu spüren. Im Mittelpunkt steht der hemmungslose Hedonismus der weiblichen Vampire. Von der Shoppingtour nach Paris kehren sie nach Berlin zurück, um sich dort in Techno-Parties zu stürzen, nachts eine Wellness-Oase zu okkupieren, die angesagtesten Sportwagen zu fahren und im Grand Hotel zu logieren. "Wir fressen, saufen, koksen und vögeln soviel wir wollen und werden weder fett noch süchtig oder schwanger", bringt Nora (Anna Fischer) das Lebensmotto des Trios auf den Punkt.

So schnell wie das Leben der Protagonisten ist auch Gansels Film. Der 37-jährige Regisseur beweist grosses Gespür für extravagante Schauplätze und starke Kinobilder. Nur stellenweise lässt er zwar die Tragik ewiger Jugend durchschimmern, bietet mit temporeicher Erzählweise und schicker Oberfläche aber Einiges fürs Auge, das über die recht dünne Handlung zumindest teilweise hinwegtäuscht.

Vertrauen kann Gansel dabei auch auf ein starkes, etwas plump, aber doch schön abgestuft gezeichnetes Frauen-Quartett: Der jahrhundertealten und immer noch nach der grossen Liebe suchenden lesbischen Louise (Nina Hoss) stehen mit Charlotte (Jennifer Ulrich) eine depressive Diva aus den 1920er Jahren und mit Nora eine rotzfreche Göre der 1990er Jahre zur Seite. Dazu kommt durch Louises Liebesbiss die verwahrloste junge Lena (Karoline Herfurth), die sich zuerst zwar widersetzt, dann aber durchaus Gefallen an dem luxuriösen Nachtleben findet. Allerdings beginnt sich Lena auch zunehmend für den jungen Polizisten Tom (Max Riemelt) zu interessieren und bringt mit dieser Beziehung die Polizei auf die Spur der Vampire. Früher oder später muss sich Lena entscheiden und damit werden auch schon die Weichen für eine Fortsetzung gestellt.

15.11.2010

3

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Kommentare

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oscon

vor 12 Jahren

Actionreicher deutscher und blutiger Vampirfilm mit sexy Darstellerinnen. Dennis Gansel überrascht mit Locations die wahrscheinlich nicht einmal die Berliner selber kennen.
Die Kernaussage des Films "ist ein unsterbliches Leben wirklich erstrebenswert" die in den starken (ruhigen) Momenten des Films immer wieder in Vordergund tritt, tröstet über die zum Teil dünne und vorhersehbare Geschichte hinweg. Stark!Mehr anzeigen


hayachris

vor 13 Jahren

Sehr gut gespielter und inszinierter Film, muss sich vor der ganzen Twilight hysterie nicht verstecken. Respekt an unsere Nachbarn!


Patrick

vor 13 Jahren

Wir sind die Nacht kommt Sexy, Frech und Blutig daher.
Wem das Buch: Twilight-Biss zum ersten Sonnenstrahl(Das kurze zweite Leben der Bree Tanner) mochte, der wird an diesem Film auch Höllisch Spass haben!
Für alle die *Wir sind die Nacht* zu Tode lieben, gibt es das Buch oder Hörbuch von Wolfgang Hohlbein.Mehr anzeigen


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