Miral Frankreich, Indien, Israel, Italien, Grossbritannien 2010 – 112min.

Filmkritik

Weichgezeichneter Nahostkonflikt

Filmkritik: Andrea Wildt

Julian Schnabel ("Le scaphandre et le papillon") verfilmt wieder einen autobiographischen Roman, diesmal die Lebensgeschichte der palästinensischen Journalistin Rula Jebrea. Dabei gerät er mit dem israelisch-arabischen Konflikt um Palästina in Schwierigkeiten.

"Miral" rekonstruiert anhand des Schicksals von vier arabischen Frauen die Ereignisse in Jerusalem nach der israelischen Unabhängigkeitserklärung 1948 bis zum Oslo-Abkommen 1993. Er beginnt und endet mit der Beerdigung Hind Husseinis, einer Art arabischer Mutter Theresa, die auch im richtigen Leben ihren Besitz opferte, um palästinensische Kriegswaisen mit Bildung und einem neuen Heim zu versorgen. Der Film jedoch ist nach einer Schülerin benannt, die nach dem Tod ihrer Mutter an die Schule kommt, um in Obhut erwachsen zu werden.

"Miral is a red flower. It grows on the side of the road. You've probably seen millions of them", zitiert der Film zu Beginn und markiert die gezeigten Einzelschicksale stellvertretend für Unzählige andere. Während Hind politische Enthaltsamkeit übt und all ihre Energie in die Erhaltung der Schule steckt, verhilft die Krankenschwester Fatima arabischen Soldaten zur Flucht und wird nach einem missglückten Bombenattentat zu dreimal lebenslänglicher Haft verurteilt. Im Gefängnis trifft sie auf Nadia, welche sich nach der Flucht vor dem Missbrauch des Stiefvaters dem Alkohol und der Selbstaufgabe hingibt. Erst die folgende Generation wird die Chance bekommen, dem Kampf auf den Strassen Jerusalems ins Ausland zu entfliehen und später als Journalistin mit Worten statt Bomben für ihr Volk zu kämpfen.

Die Sicht des Films bleibt (fast) konsequent auf die der palästinensischen Seite beschränkt; dementsprechend setzt die Kamera auf subjektive Bilder. Zwischen die oberflächlich bleibende, von einer politischen Unruhen zur anderen eilenden Story, mischen sich immer wieder Szenen, welche die Zustände der Figuren in Ruhe einfangen. Insbesondere der Selbstmord von Mirals Mutter im Meer, die Vergewaltigungszene oder das Bombenattentat im Kino, in dem Polanskis "Ekel" läuft, gehören zu den ausdrucksstarken Momenten, die dem platten Handlungsablauf etwas Tiefe verleihen.

Dennoch verwandelt sich "Miral" spätestens ab der Hälfte zu einer voraussehbaren Liebesromanze vor politischem Hintergrund. Die berühmten, malerischen Bilder Schnabels kippen vor allem in den Szenen mit übersättigter Nostalgie-Farbgebung ins unpassend Kitschige. Der exzessiv eingesetzte Weichzeichner sowie die Bogen drehenden Kamerabewegungen bleiben ohne dramaturgischen Unterboden seitens der Story und bewirken statt ausdrucksvollem Schwebezustand diesmal einen langatmigen Fall.

07.12.2010

3

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