Los colores de la montaña Kolumbien, Panama, Spanien 2010 – 88min.

Filmkritik

Zwischen Minen, Malen und Match

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Ein Handvoll Jungs in den kolumbianischen Bergen haben den grössten Spass beim Fussball. Doch wider Wissen und Gewissen geraten sie und ihre Eltern zwischen die Bürgerkriegsfronten. Carlos César Arbeláez' dokumentarischer Spielfilm skizziert eine krude Wirklichkeit im Dunst eines Krieges.

Ein matschiger Platz zwischen Bergen und Behausungen. Knaben rennen einem Ball nach, dem längst die Luft ausgegangen ist. Der sehbehinderte Albino Poca Luz (Genaro Aristizabal) wird gehänselt, doch er hat auch einen Freund, den fussballbesessenen Manuel (Hernan Mauricio Ocampo), der zu ihm hält, ihn aber auch benutzt. Eines Tages rollt der neue Ball, den Manuel von seinem Vater zum Geburtstag geschenkt bekommen hat, den Hang vom Bolzplatz herunter. Doch Achtung: Hier haben offenbar Guerillas Minen versteckt, ein Tier wurde zerfetzt. Wie kommt man an den begehrten Ball? Der erste, der ihn zu holen versucht, ist eben Poca Luz. Doch es klappt nicht, der Arme verliert auch noch seine Brille.

Eine neue Lehrerin ist in dem armseligen Bergdorf angekommen. Sie sorgt für frischen Wund, begeistert Schüler und Schülerinnen für ein Gemälde, das sie alle zusammen ans Schulhaus pinseln, eben in den Farben der Berge, ihrer Berge. Zuvor freilich mussten revolutionäre Sprüche überpinselt werden. Doch die Dorfidylle täuscht. Die Bauern werden bedrängt, den Guerillas zu folgen. Männer werden verschleppt. Manuels Vater will nicht in den Konflikt gezogen werden, will sich drücken, versteckt sich und wird vom Militär ergriffen. Sein Schicksal bleibt ungewiss. Im Dunst des Bürgerkrieges werden auch die Kinder zu Opfern, sie müssen ihr Dorf verlassen.

Sachlich, aber doch im Kern emphatisch beschreibt der dokumentarische Spielfilm den Alltag der Dorfbewohner, die kindlichen Freuden in der Schule und beim Kicken, die schier gesichtslose Bedrohung von aussen, von Menschen und Gewalt. Er nimmt nicht Partei, erläutert nicht die politische Konfliktsituation in Kolumbien, sondern konzentriert sich - stark aus der Sicht der acht- und neunjährigen Kinder - auf Krieg und Gewalt im dörflichen Alltag, auf die kleinen Gesten der Solidarität der Kinder, auf ihre Unverzagtheit und Hoffnungen.

Die Farben der Berge stehen dabei im krassen Gegensatz zum Leben der Bewohner zwischen den Fronten. Die Farben, etwa am Schulhaus, sind Signale der Hoffnung, einer friedliche Zukunft. Doch der Alltag ist in schmuddeligen Farben getaucht, die Landschaft hat ihre Unschuld verloren. Carlos César Arbeláez' Erstling besticht durch seine Authentizität und Ungeschminktheit.

18.02.2024

4

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Kommentare

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fgswz

vor 12 Jahren

wunderschöner film über die realität auf dem lande in kolumbien


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