Miss Kicki Schweden, Taiwan 2009 – 85min.

Filmkritik

Wenn die Mutter mit dem Sohne

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Eine Taiwanreise soll eine brüchige Mutter-Sohn-Beziehung retten: Pernilla August brilliert in einem Drama der leisen Töne, das von zerstörten Hoffnungen und neuer Zuversicht erzählt.

Kicki lebte über viele Jahre in den USA. Ihr Sohn Viktor wuchs derweil bei seiner Großmutter auf. Nun ist Kicki zurück in Schweden, aber Mutter und Sohn haben sich entfremdet. Die Großmutter drängt Kicki, etwas mit Viktor zu unternehmen. Sie entschließt sich für einen gemeinsamen Urlaub, der sie nach Taiwan bringt. Doch hat Kicki ihrem Sohn nicht gesagt, dass sie dort vor allem ihre Internet-Bekanntschaft Mr. Chang treffen will. So verbringen Kicki und Viktor ihre Tage getrennt. Und während auf Kicki eine schmerzliche Überraschung wartet, freundet sich Viktor mit dem Straßenjungen Didi an und öffnet seine Augen für eine Welt, die ihm zuvor verschlossen war.

Regisseur Håkon Liu arbeitet mit seinem sehr zurückhaltenden Skript, das ganz und gar von den drei Hauptdarstellern getragen wird. Schon in den ersten Momenten etabliert sich Miss Kicki als ein wahrhaftiger, aber durchaus schmerzhafter Film, als Kickis Geburtstag gefeiert wird und jenes peinlich berührte Schweigen auftritt, wenn Menschen eigentlich nichts zueinander zu sagen haben. Mit diesem Moment ist die Bühne für die weitere Geschichte bereitet, wobei der Film mitunter fast wie ein Amalgam zweier verschiedener Filme wirkt.

Dieser Eindruck entsteht, weil Miss Kicki sich gleichberechtigt auf Mutter und Sohn konzentriert und unabhängig ihre sehr unterschiedliche Geschichte erzählt. Auf der einen Seite das Luftschloss einer fast 50 Jahre alten Frau, die nie richtig erwachsen wurde und noch immer von einem Leben träumt, das es für sie nicht mehr geben kann, auf der anderen Seite ein junger Mann, der sich in dieser Welt alleingelassen fühlt. Beide Hälften der Geschichte finden zum Ende zueinander, in einer nicht wirklich homogen erscheinenden Sequenz, die den Realismus etwas sprengt, werden Viktor und Didi doch plötzlich Geiseln. Eine unwirkliche Situation, die so schnell vergeht, wie sie gekommen ist, aber zumindest als Katalysator für Mutter und Sohn fungiert, um ihr Handeln, aber auch ihre Wünsche zu hinterfragen.

Wie im echten Leben gibt es auch in Miss Kicki nicht für alles eine Auflösung. Regisseur Liu deutet an, wird aber nie aufdringlich. Genau das ist die große Stärke dieses Films. Ein kleiner, eindringlicher Film, der ohne Pomp und fast nebenbei erzählt, dass man sich manchmal auf dem eigenen Lebensweg verirren muss, um zu sich selbst zurückzufinden.

15.07.2011

4

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