20 Jahre mussten die Nicaraguaner warten, bis wieder ein einheimischer Spielfilm entstand. Das Thema der Französin Florence Jaugey, die immerhin seit 1990 dort lebt und arbeitet, reicht allerdings über Lateinamerika hinaus: Eine junge Frau boxt sich ihren Weg durch Gesellschaft, Familie, Freunde und Ring.

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Mit der jungen und authentischen Alma Blanco in der Hauptrolle hat Florence Jaugey einen Volltreffer gelandet. Während die meisten anderen Rollen mit typgerechten Laien besetzt sind, überzeugt Blanco mit einer packenden Präsenz und einer Mischung aus Charme und Ratio. Ihr gewinnendes Lächeln kommt selten zum Zug, ihre gewinnenden Fäuste dafür umso häufiger.

Die Hauptrolle als Amateurboxerin ist ihr auf den Leib geschrieben und bietet ihr Raum, sich als Schauspielerin zu entfalten - geht es doch neben dem Kampf im Boxring vor allem auch um den Kampf, sich in einer armen und desolaten Gesellschaft zu behaupten. Dieser fängt schon in der vom Stiefvater schickanierten Familie an, er muss in der Bande ihres Freundes ausgefochten werden und selbst in ihrer Karriere gilt es, die eigenen Interessen zu wahren und divergierende Ansprüche unter einen Hut zu bringen.

Nach ihrer Arbeit als Schauspielerin in Frankreich begann Jaugey in Nicaragua Dokumentarfilme zu drehen - das sieht man, denn sie filmt ausschließlich an Originalschauplätzen. Kaum eine Szene wirkt gestellt, auch wenn mit Bandenkrieg, Inzest, Machismo, Armutskrmininalität, Drogenhandel und Homosexualität arg viele Themata angeschnitten werden.

Leider erscheint dadurch manch eine Figur schematisch dem Klischee nah, obwohl Jaugey betont, dass alles auf Fakten beruhe und dass sie vieles davon aus eigener Anschauung kenne. In der offenen und entwickelten westeuropäischen Gesellschaft verpufft zwar der Hauptteil der Sozialkritik, das stört aber in dem ansonsten unterhaltsam und flott inszenierten Sozialdrama nicht, da genügend Komik ein Gegenwicht zu den tragischen Momenten liefert.