Eine Perle Ewigkeit Peru, Spanien 2009 – 94min.

Filmkritik

Singen gegen das Vergessen

Thomas Hunziker
Filmkritik: Thomas Hunziker

Für ihr Regiedebüt «Madeinusa» wurde Claudia Llosa an zahlreichen Festivals mit Preisen geehrt. Mit ihrem Nachfolgefilm «La teta asustada» gewann die Peruanerin an der Berlinale 2009 den Goldenen Bären. Im eindringlichen Drama erzählt sie von den Spätfolgen des Terrors in ihrem Heimatland.

In den 1970er- und 1980er-Jahren war Peru immer wieder politischen Wirren ausgesetzt, vor allem geprägt vom Terror des «Sendero Luminoso» (leuchtender Pfad). Die maoistische Organisation terrorisierte das Land und insbesondere die Bauern und Indigenen, für deren Rechte sie sich angeblich einsetzen wollte. Man geht heute von 70'000 Todesopfern aus. In «La teta asustada» behandelt Claudia Llosa die Spätfolgen des Terrors.

Die junge Fausta (Magaly Solier) leidet unter dem, was man in Peru die «verängstigte Brust» nennt. Die durch die Muttermilch übertragene Krankheit ist ein Ausdruck der Angst und der Leiden, die der Krieg verbreitet hat. Als die Mutter stirbt, ist Fausta gezwungen, sich ihren Ängsten zu stellen. Sie möchte ihre tote Mutter in der andinen Heimat, in ihrem Dorf begraben. Doch sie hat kein Geld für den Transport. Als Hausmädchen bei einer wohlhabenden weissen Dame erhält Fausta die Chance, die Mittel aufzutreiben.

Spannungsgeladen und doch zurückhaltend erzählt Regisseurin und Drehbuchautorin Claudia Llosa vom Schicksal der jungen Frau in Peru. Schlicht und behutsam inszeniert Llosa den mühseligen Kampf gegen den Stillstand in alten Traditionen und gegen die Schatten der Vergangenheit. Hauptdarstellerin Magaly Solier spielt zwar eine sehr schweigsame Figur, doch wie schon in «Madeinusa» strahlt sie eine unergründliche Stärke aus. Ihre Gefühle drückt die erdrückend Niedergeschlagene durch ihren zerbrechlichen, zärtlichen Gesang aus und durch durchdringende, intensive Blicke.

Die Kameraeinstellungen sind in «La teta asustada» noch ein wenig strenger als in «Madeinusa» und enthalten manchmal sorgfältigen Bildwitz. Auf dem Bett, auf dem zu Beginn die tote Mutter liegt, findet Fausta eines Tages plötzlich das Hochzeitskleid ihrer Cousine. Als Fausta das Bett zur Seite schiebt, liegt darunter die Leiche. Da der Kopf genau über der Bettkante hervorschaut, sieht es so aus, als ob sie das Brautkleid trägt. Wenig später beginnt der Onkel im Hinterhof ein Loch auszuheben, dass wie ein Grab aussieht. Doch Schein und Sein liegen manchmal weit auseinander.

17.02.2024

4

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Kommentare

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Klaus1108

vor 14 Jahren

Ein Film mit starken Bildern, die im Gedächtnis bleiben.


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