Triff die Elisabeths! Frankreich 2009 – 90min.

Filmkritik

Gut gemeint, aber schlecht gewitzelt

Filmkritik: Eduard Ulrich

Ein schwarzer Regisseur schreibt sich die Hauptrolle einer Komödie auf den Leib, das Klischeeideal eines zwar liebevollen, aber wenig hilfreichen Familienvaters, der sich in Schwierigkeiten bringt, die er selbst lösen muss. So könnte man auch den Film charakterisieren, der als Komödie beginnt, zuviel will und zuwenig leistet.

Der arbeitslose aber flausenvolle Jean-Gabriel überlässt Hausarbeit, Kindererziehung und Finanzierung galant seiner Frau. Er ist ein etwa 35-jähriger Nichtsnutz, der mit seiner Mutter von den Antillen nach Frankreich kam und mit seinem Charme und seiner realitätsfernen Lebenslust eine attraktive weiße Frau eroberte, die aber langsam die Nase von ihrer Dreifachbelastung gestrichen voll hat. Als der Vater seiner Familie Skiferien in Aussicht stellt, nimmt ihn seine Frau beim Wort und will die Ehe nur fortsetzen, wenn er diesen Traum realisiert.Not macht erfinderisch, und zum ersten Mal nutzt er seinen Einfallsreichtum, um alle Ressourcen zu mobilisieren, die den Familienskiferien dienen.

Lucien Jean-Baptiste, Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller, stammt selbst von den Antillen und kennt sich im Einwanderer-Millieu aus, was man an stimmigen Details bemerkt, die komödiengerecht zugespitzt sind. Er kam in den 60er-Jahren nach Frankreich, und an diese Zeit erinnert auch sein Werk, welches auf einschlägigen eigenen Erfahrungen beruht. Das Tempo ist gemächlich und einige Gags sind so müde wie ein Schwarzer nach seinem ersten Alpinskitag. Vielleicht ist diese Dreifachbelastung vor, hinter und neben der Kamera zuviel gewesen, und die Mitproduzentin, die auch am Drehbuch mitschrieb, konnte nicht als kritische Instanz wirken. Jedenfalls wirken einige andere SchauspielerInnen überzeugend, während der Hauptdarsteller um seine Glaubwürdigkeit ringt.

Die Geschichte verrät mit ihrer Unentschiedenheit, ob sie doch etwas Tiefgang gewinnen soll, und einigen aufgesetzten Problemchen das Mitwirken verschiedener Kräfte. Bei dieser Figurenkonstellation wäre es tatsächlich schwer gewesen, das Thema "Rassismus" auszusparen, aber es in Form von wichtigen Nebenfiguren systematisch auszuwalzen, gibt ihm zuviel Gewicht angesichts der geringen Ausbeute an Lachern. Moral und Witz befruchten sich nur, wenn die Moral den Kürzeren zieht - hier ist es umgekehrt. Das schwierigste in einer Komödie ist es wohl, echte Gefühle anzusprechen, denn da rutscht man genauso schnell in den Kitsch ab wie die schwarze Oma mit ihrem Schlitten ohne Bremsen im Schnee landet.

16.06.2010

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