CH.FILM

Bödälä - Dance the Rhythm Schweiz 2009 – 78min.

Filmkritik

Von Tanzböden und Tanzschuhen

Geri Krebs
Filmkritik: Geri Krebs

Ausgehend von den ost- und innerschweizer Folkloretänzen des "Bödälä" und "Gäuerle" unternimmt der rasant montierte Dokumentarfilm von Gitta Gsell eine Reise durch eine Welt von Menschen, die mit ihren Füssen rhythmisch Unglaubliches vollbringen.

Das wichtigste Instrument für Stepptänze sind die Schuhe. Deshalb steht das Anbringen spezieller Metall- oder Kunststoffplatten an Absätzen und Spitzen denn auch in einer der ersten Szenen von "Bödälä" im Zentrum. Hier erklärt der Toggenburger Bauer Elias Roth, was für ihn das Tanzen bedeutet. Und weil das zweitwichtigste Instrument der Boden ist, erläutert kurz darauf die ehemalige Flamenco-Tänzerin Ania Losinger aus Bern, warum sie nach frustrierenden Erfahrungen mit schlechten Böden eines Tages anfing, ihr "Xala" zu bauen.

Diesem grossen Bodenxylophon, das sie mit dem Einsatz des ganzen Körpers zum Klingen und rhythmischen Schwingen bringt, entlockt sie so archaische wie experimentelle Töne. Zwischen der Welt der "Bödälär" aus dem Toggenburg und der "Gäuerler" aus der Innerschweiz - die noch mit Treichelschwingern und Geisslechlepfern angereichert ist - und jener Ania Losingers, die ihre Musik gelegentlich auch in Kunstgalerien aufführt, bewegt sich "Bödälä". Dazwischen stehen "Irish Dancer" und pantomimische Stepptänzer, wie etwa der Bieler Lukas Weiss, die ihre Kunst zu ungeahnter Virtuosität entwickelt haben.

Aber Gitta Gsell geht es nicht um Heimattümelei und Ländlerseligkeit, sondern um einen mitreissenden Tanz- und Musikfilm in der Tradition von Stefan Schwieterts "Das Alphorn" und "Heimatklänge" oder Cyrill Schläpfers "Ur-Musig". Rhythmisch überzeugt "Bödälä" dabei ähnlich wie Gitta Gsells Vorgänger-Film "Irene Schweizer - Jazzpanistin". Allerdings glaubt man in beiden Filmen bisweilen eine panische Angst davor zu spüren, einmal etwas länger an einer Szene dranzubleiben - dem Titel gebenden "Rhythm" wird alles untergeordnet.

Doch die oftmals rasanten Schnittfolgen (Schnitt: Bernhard Lehner) schwingen sich immer wieder zu ungeahnten Höhenflügen auf. Und in Momenten wie etwa jenem, da der junge Stepptänzer Lukas Weissseine stampfenden Schritte nicht nur auf hölzernen Tanzböden, sondern auch auf einer Parkbank, der Ladefläche eines Kleinlasters oder im raschelnden Laub einer herbstlichen Waldlichtung intoniert, da wünscht man sich, die Magie der Verschmelzung von Tanz, Natur und Alltag mögen noch lange so weiter gehen.

16.03.2010

4

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