Where in the World is Osama Bin Laden? Frankreich, USA 2008 – 90min.

Filmkritik

Auf Osamas Spuren

Andres Hutter
Filmkritik: Andres Hutter

Nach Super Size Me wagt sich Morgan Spurlock mit seinem zweiten Film auf politisches Terrain und sucht in bester Michael Moore-Manier nach Super-Terrorist Osama Bin Laden. Er besucht verschiedene Krisengebiete in Nahost und entdeckt, dass seine Vorstellungen vom Krieg gegen den Terror nicht ganz den Tatsachen entsprechen.

Die Gründe für das gewagte Unternehmen, in den Krisenherden des Nahen Ostens nach Bin Laden zu suchen, bleiben einigermassen diffus. Spurlock gibt an, die Welt sicherer machen zu wollen für sein noch ungeborenes Kind und dass man solche Dinge am besten in Bruce-Willis-Manier erledige: Ein tapferer Kämpfer alleine gegen die Bösen. Wenn der Film im weiteren Verlauf aber immer mehr an Ernsthaftigkeit gewinnt, wird diese groteske Begründung jedoch immer unbefriedigender und lässt den Zuschauer darüber weitgehend im Dunkeln, warum Spurlock all die Strapazen tatsächlich auf sich nimmt. So bleibt der Verdacht bestehen, dass Morgan Spurlock in erster Linie auf spektakuläre Bilder aus ist.

Ansonsten tut die zunehmende Ernsthaftigkeit dem Film nur gut. Die erste Viertelstunde, in der angestrengt witzige Trickfilm-Sequenzen die Machenschaften von Al Kaida erklären sollen und Spurlock in Videogame-Animationen gegen Bin Laden kämpft, erinnern stark an Michael Moore, allerdings ohne dessen analytischen Scharfsinn und rhetorische Raffinesse. Zum Glück schaltet der Film aber bald einen Gang zurück und lässt vermehrt die Leute zu Wort kommen.

Denn Spurlock macht tatsächlich viele interessante Bekanntschaften mit Menschen, die auch einiges zu Erzählen haben. Schade nur, dass Spurlock selbst sehr wenig über die politische Lage der Welt zu wissen scheint: Man erfährt im ganzen Film kaum etwas, das man nicht schon vorher wusste. Dem Film kann man das jedoch nur bedingt vorwerfen, richtet er sich doch an ein eher unterdurchschnittlich und von voreingenommenen amerikanischen Medien informiertes Publikum. Spurlock geht es vor Allem darum, zu zeigen, dass Muslime nicht ausnahmslos bis an die Zähne bewaffnete Irre sind. Diese Botschaft in Ehren, doch für einen Dokumentarfilm gibt sie relativ wenig her.

Spurlock hat sich vielleicht etwas zu viel vorgenommen. In seiner Reise durch den Nahen Osten hat er viel bewegendes Bildmaterial gesammelt und entpuppt sich als guter Zuhörer. Wenn er aber mit einem Kurztripp nach Israel en passant noch den Palästina-Konflikt erklären möchte, ist das ziemlich anmassend. Besonders zu Beginn ist der Film auch reichlich effekthascherisch, was der Ernsthaftigkeit des Themas nicht richtig gerecht wird. Und schliesslich sind die immer wieder eingestreuten, rührseligen Episoden über Spurlocks schwangere Frau etwas irritierend und wirken inmitten von Afghanistans zerbombten Häusern eher deplaziert.

So ist Spurlocks Film schliesslich eine etwas ziellose und wenig informative, aber immer wieder bewegende Dokumentation, deren anfängliche, angestrengt satirische Herangehensweise mancher als störend empfinden dürfte.

31.05.2021

3

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