The Women - Von großen und kleinen Affären USA 2008 – 114min.

Filmkritik

Cukor Reloaded

Jean Lüdeke
Filmkritik: Jean Lüdeke

Eine reine Fauensache? Vor sieben Jahrzehnten rekrutierte der große amerikanische Filmregisseur George Cukor im "The Women"-Original ein exzellentes Ensemble um Joan Crawford und Norma Shearer nach der erfolgreichen Broadway-Komödie. Die jetzige Adaption von Diane English hat viel vom ehemaligen zynischen Charme und der gewitzten Frauenpower eingebüßt.

Wenn die überdrehte und geschwätzige New Yorker Upper Class sich mit den Waffen der Frauen revanchieren, kann es selbst die avisierte weibliche Zielgruppe nerven: Die Überraschung ist perfekt, der Pfeil sitzt tief im Herzen und die Demütigung wird irreparabel sein. Nicht nur, dass die Modedesignerin Mary (Meg Ryan) zufällig von ihrer Kosmetikerin erfahren muss, dass ihr Mann sie mit einer Duftfee (Eva Mendes als sehr ansehnliches und nett agierendes Sündensymbol im urbanen Parfüm-Paradies) hintergeht, nein, die leidliche Angelegenheit landet auch noch breitgetreten in der Klatschpresse. Marys bis dato perfekte Welt aus verwöhntem Einzelkind, Taitinger, Dolce und Gabana und Armani droht in die Bedeutungslosigkeit zu stürzen.

Alles am Ende? Frauen, die sich nicht selbst belügen, sondern obendrein von ihren maskulinen Pendants betrogen werden, stellen sich oftmals die depressive Gretchenfrage: Wer oder was bin ich, und was ist der rudimentäre Sinn meiner just eingestürzten Existenz überhaupt? Völlig konträrer als das abgebrühte und abgeklärte Quartett aus "Sex and the City", die ihr so schmerzendes Herzchen gerne auch einem homosexuellen Freund anvertrauen, verzichtet dieses Dior-Trüppchen gänzlich auf gestandene Mannsbilder. Klar, das Original "The Women" aus dem Jahre 1939 wartete mit nicht weniger als 140 Frauenrollen auf, um vorwiegend in der Damentoilette zu agieren; eben da, wo Wichtiges weitergetratscht und Unwichtiges in die Welt getragen wird.

Hier aber wurde alles Gemeine und Gefährliche, der Sinn und und die Substanz des Originals - wie eben zynisch-zickige Dialoge, Catfights und die süße Rache - hier zugunsten einer überdrehten und prätentiösen Schwatz-Schwesternschaft nahezu veliminiert. Da nützt auch kein reales juveniles Face Lifting der sympathischen Meg Ryan oder der sonst so authentisch agierenden Annette Bening.

Fast lange 15 Jahre hat Drehbuchautorin und Regisseurin Diane English ekämpft, die Story in ein neues Filmgewand zu drapieren, das Resultat erschöpft sich in unanstrengender Situationskomik, ernervierendem Hühnergegackere und kleinen Spitzen. Die "Probleme" solcher Luxusweibchen würde jede halbwegs normale Frau zu Lachkrämpfen nötigen. Übrigens: Schon in den 1990ern, als Meg Ryan noch ein umjubelter Star war, wollte sie George Cukors witzige und satirische Seitensprung und Seitenhieb-Komödie verfilmen, mit Julia Roberts, Kathleen Turner und einigen anderen Ikonen aus der femininen Champions League. Das jedoch ging irgendwie unter, genau wie dieser Versuch, denn diese Katzen haben ihre scharfen Krallen verloren.

20.01.2009

3

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Kommentare

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marion

vor 15 Jahren

The Woman ist mit viel Humor, tollen Ladies und einer Story, die nicht ganz so oberflächlich ist. Sicher nicht DER Film des Jahres 2009, aber zum abspannend und lachen ist er optimal!


cineast2001

vor 15 Jahren

Man war das eine Qual und ein gruseliges Zickenkicken.
Meg Ryan, die mit ihrem verschnittenen- gelifteten Gesicht, das jedwede Mimik vermissen lässt, mich zu Tode erschreckt und mich beinahe zum kotzen gebracht hatte.

Einst, 1939, schuf George Cukor mit "The Women" und einer damaligen einzigartigen Idee und Starbesetzung ein filmisches Meisterwerk für die cineastische Ewigkeit. Damals waren die Schauspielerinnen nicht bis zur Entstellung geliftet und mit Botox vollgepumpt.

Und heute hat man daraus ein harmloses Überflüssiges Zickenkicken gemacht mit bis zur Unendlichkeit entstellten Schauspielern. Da muss ein ziemlich großes masochistisches Potential vorhanden sein.
Zugegeben man hat alle „In Women“ von Hollywood verpflichtet, die Story etwas „upgedatet“, aber trotzdem reicht es nicht wenn seelenlose Botox- Grimassen uninspiriert durch das Bild chargieren!

Fazit: Steht die Erstverfilmung noch ganz oben in meiner Rangliste, kann man diese Verfilmung ruhig ganz abhaken. Es ist ein Frauenfilm den sich Beste Freundinnen ansehen, die auch "Sex and the City" gemocht haben!
Männer wehrt Euch und seht lieber einen Actionfilm oder macht einen zünftigen Herrenabend!

Achtung: Hierbei handelt es sich nur um meine Meinung für die ich keine Gewähr(aber eine Flinte!) übernehme und die Haftung ausschließe!
Zu Risiken und Nebenwirkungen dieses Kommentars lesen Sie bitte die Filmkritik auf "cineman. ch" oder fragen Sie bitte an den Kassen Ihres Kinos oder "beschimpfen“ Sie den Regisseur, Darsteller und /oder Produzenten!Mehr anzeigen


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