Red Cliff China 2008 – 150min.

Filmkritik

Schwerelose Geschichtslektion

Thomas Hunziker
Filmkritik: Thomas Hunziker

Ende der 1990er-Jahre inszenierte Hongkong-Regielegende John Woo mit «Face/Off» und «Mission: Impossible II» zwei Blockbuster in den USA. Danach konnte er die Erfolge jedoch nicht mehr wiederholen. Für das opulente Kriegsepos «Red Cliff» («Chi bi») kehrte er dann nach China zurück. Bildgewaltig erzählt er darin von einer historischen Schlacht aus der Zeit der Drei Reiche.

Der Film spielt im Jahr 208 n. Chr., am Ende der späten Han-Dynastie. Cao Cao (Zhang Fengyi), der mächtige Kanzler des jungen Kaisers Han Xiandi, hat die Kriegsherren des Nordens unterworfen. Jetzt sollen die Königreiche Shu im Westen sowie Wu im Süden fallen. Mit über 800 000 Soldaten rückt Cao Cao gegen Shu und dessen Regenten Liu Bei (You Yong) vor. Kongming (Takeshi Kaneshiro), der militärische Stratege Liu Beis, sieht nur einen Weg, den Untergang zu verhindern: Eine Allianz mit Sun Quan (Chang Chen), dem Regenten des südlichen Königreichs Wu.

Kongming findet in Sun Quans Vizekönig Zhou Yu (Tony Leung) einen Verbündeten und damit einen Weg, den zögernden König auf seine Seite zu ziehen. Zhou Yu bereitet in seinem Lager am Red Cliff, am Roten Felsen, seine Elitetruppen auf das Unausweichliche vor. Cao Cao treibt seine Flotte auf Red Cliff zu, geht auf der anderen Seite des Flusses vor Anker und lässt eine mächtige Festung im Rücken der Schiffe errichten.

«Red Cliff» ist ein gigantisches Kriegsepos, das in erster Linie durch seine schwerelose Ästhetik und verblüffende Kampfszenen begeistert. In einigen Szenen führt Woo eindrücklich die Kampfkunst und Strategie der Armeen vor. Manchmal geht aber im Nahkampf die Übersichtlichkeit verloren. Bei Woo war es noch nie besonders wichtig, wer gerade wen niedermetzelt. Hauptsache das Ballett der Gewalt ist ansprechend visuell umgesetzt. Wie von Woo gewohnt wird in den Kampfszenen die Schönheit der Bewegung höher gewichtet als die Gesetze der Schwerkraft.

Woo erreicht zwar selten die Eleganz und Tiefgründigkeit von «Crouching Tiger, Hidden Dragon» oder «Hero», aber sein Epos lässt sich dennoch in seiner vollen Übertreibung von Sentimentalität und Patriotismus geniessen. Bei aller Ernsthaftigkeit ist auch leichte Ironie enthalten. Am Schluss wird der Ausgang des Kriegs nicht von der Kampfkraft der gegnerischen Parteien, sondern durch die Kunst der Teezubereitung und die Launen des Wetters entschieden.

Immer wieder durchdringen auch chinesische Weisheiten und Philosophie die Handlung. Kongming und Zhou Yu müssen nicht wortreich verhandeln, sie greifen zu Musikinstrumenten und verständigen sich über den Einklang in ihrem Spiel. Weitere Metaphern weisen auf den unausweichlichen und vernichtenden Krieg hin, beispielsweise eine blendende Klinge oder der wegen Regen verlaufende Schriftzug «Friede». Selbstverständlich fehlen auch die von Woo geliebten weissen Tauben nicht.

Im asiatischen Markt kam das Werk in zwei je 140-minütigen Teilen in die Kinos. Für den Rest der Welt hat Woo den Film auf eine gut halb so lange Fassung gekürzt. Gut möglich, dass dadurch einige Übergänge etwas abrupt erfolgen und einige Zusammenhänge etwas gar knapp erklärt werden.

15.09.2009

4

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Kommentare

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gefuehlsmensch

vor 10 Jahren

gut gelungen


movie world filip

vor 12 Jahren

unglaubliche kämpf und massenszenen, aber nicht recht mein ding


Gelöschter Nutzer

vor 14 Jahren

Ich (zumindest) kann bei Red Cliff (Chi bi) nicht behaupten, dass
es sich dabei um ein Meisterwerk handelt. Es fehlte einfach zu-
viel, damit man hier von einem Meisterwerk überhaupt ansatzweise
reden bzw. etwas schreiben könnte. An dieser Stelle darf ich auch
nicht behaupten, dass ich ein grosser Fan des Filmemachers John
Woo bin. Beim besten Willen nicht.

Die Handlung wurde leider auf ein Minimum des Möglichen reduziert
und hätte einfach mehr sein können. Tiefgründiger und emotions-
reicher hätte man die Geschichte doch noch "ausschmücken" können.

Der Kriegsführer Cao Cao (Fengyi Zhang) kann in seiner Rolle
nicht die gewünschte Überzeugung des personifizierten Bösen aus-
strahlen, die dem ganzen Film nochmals eine gute Note verpasst
hätte.

Teilweise hatte man bei den blutgetränkten Kampfszenen den
Eindruck, als ob man am Set Himbeersirup eingesetzt hätte.
Visuell wirkte das Ganze dann natürlich eher billig. Schade.

Um so mehr wahr es eine wahre Freude, dem schauspielerischen
Können von Tony Leung Chiu Wai zuzuschauen. Dieser Mann ist mit
seiner Bühnenpräsenz (speziell) auf der grossen Kinoleinwand
schlicht und einfach eine Klasse für sich. Ein Vollblutschau-
spieler eben. Toll.

Red Cliff: David gegen Goliath (mal) auf die chinesische Art.Mehr anzeigen


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