L'empreinte de l'ange Frankreich 2008 – 95min.

Filmkritik

Kampf ums Kuckuckskind

Filmkritik: Eduard Ulrich

Auch wenn Chabrol und Hitchcock inhaltlich und stilistisch Pate gestanden haben: Rundum gelungen ist Safy Nebbous arg konstruierte Geschichte (mit angeblich wahrem Kern!) um einen eventuell irregeleiteten Mutterinstinkt vielleicht gerade deswegen nicht. Catherine Frot packt allerdings die Chance zur Einfrauschau als unberechenbare Nervensäge.

Während die letzten Vorspanntexte über die Leinwand gleiten, setzt bereits eine seltsam entrückte Klaviermusik ein, die ohne Schnitt auch die erste Szene untermalt: Ein Einkaufszentrum schließt, das Personal macht sich auf den Heimweg und die etwa 35jährige Elsa (routiniert: Catherine Frot) gerät dabei mit ihrem Auto in eine tumultuöse Umgebung. Ein Haus (Spital?) brennt, Leute fliehen, die Straße ist blockiert, Elsa kommt nicht weiter und reagiert ungewöhnlich verstört, die traumartige Stimmung kippt ins Traumatische.

Gerade dieses Pendeln zwischen Traum und Trauma (und zwischen Genres, z.B. Ehedrama und Krimi) ist charakteristisch für den ganzen Film, der, als Warnung sei's erwähnt, angeblich auf einer wahren Geschichte beruht, dem aber einige prinzipiell unmögliche Konstruktionsannahmen zu Grunde liegen. Ob es realistisch ist, dass jemand ein 6jähriges Kind erkennt, wenn er es zuletzt drei Tage nach der Geburt gesehen hat, möge jede und jeder selbst entscheiden. Leider steht und fällt die Glaubwürdigkeit der Handlung und damit die Fähigkeit, uns zu fesseln, mit dieser Entscheidung.

Da befindet sich Regisseur Safy Nebbou aber in bester Gesellschaft, denn auch Alfred Hitchcock scheint sich einen Spaß daraus gemacht zu haben, abstruse Annahmen als selbstverständliche Normalität zu verkaufen - und beim ersten Mal Sehen kam er damit auch meistens durch. Nebbou ist noch nicht so weit, seine Geschichte um eine Mutter, deren Instinkt plötzlich anschlägt und sie zu einer scheinbar ferngesteuerten Laborratte werden lässt, die nur noch mit einem einzigen Ziel vor Augen lebt und arbeitet und dabei ihren Sohn und ihre anstehende Ehescheidung massiv vernachlässigt, holpert schon beim Erstkontakt mit dem Publikum.

Da hilft es wenig, dass er durchaus realistische Anleihen bei Claude Chabrol macht, und sich die wenigen SchauspielerInnen redlich Mühe geben, die Geschichte plausibel erscheinen zu lassen. Immerhin gelingt es Catherine Frot, die gefühlte 75 Prozent der Szenen dominiert oder sogar alleine spielt, eine derart penetrante Lästigkeit zu entwickeln, dass man sie auf den Mond schießen möchte. Diese Leistung beeindruckt, und an ihre Intensität und Wirkung kommt niemand sonst heran, was allerdings auch daran liegt, dass die anderen Figuren flach bleiben.

05.03.2009

3

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Kommentare

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rurban

vor 14 Jahren

Eine alberne Story kann man auch nicht durch gute Darsteller retten. Die Story ist nicht nur von vornherein dumm, uninteressant und vorhersehbar, sondern auch noch schlecht geschrieben und die blödesten Details lassen sich auch durch geschickten Filmschnitt nicht retten. Ein Film zum Rausgehen. Solchen Schrott bitte in den zielgruppengerechten Fernsehslot auf Billigsendern stecken, aber nicht noch Festivals damit beschicken und im Kino auswerten.Mehr anzeigen


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