Lakeview Terrace USA 2008 – 110min.

Filmkritik

Der Rassist von nebenan

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Der Illusion, dass die Unterschiedlichkeit von Hautfarben in der Gesellschaft - zumal der amerikanischen - heutzutage keine Rolle mehr spielt, sollte man sich auch im Obama-Jahr nicht hingeben. Denn selbst wenn der künftige Präsident der Vereinigten Staaten eindrucksvoll belegt hat, dass sich in den vergangenen 50 Jahren schon viel verändert hat, war es doch bemerkenswert, wie präsent das Thema Rassismus im US-Wahlkampf und vor allem der Berichterstattung darüber war.

So ist «Lakeview Terrace» vielleicht der richtige Film zur richtigen Zeit. Oder eben gerade nicht, denn statt einen sozial oder gar politisch relevanten Blick auf das Thema zu werfen, gehen Regisseur Neil LaBute und seine Drehbuchautoren einen Exploitation-freundlicheren Weg. Zentrum des Films ist dabei der Polizist Abel Turner (Samuel L. Jackson), der es sich als allein erziehender Vater in seinem Mittelklasse-Anwesen in den Hügeln von Los Angeles bequem gemacht hat.

Als nebenan ein junges Pärchen einzieht, bringen die beiden allerdings die bigotte Haltung des Cops zum Vorschein: denn Chris (Patrick Wilson) ist weiß, während seine Frau Lisa (Kerry Washington) schwarz ist. Bald beginnt Turner, den Mattsons das Leben schwer zu machen. Gleißende Scheinwerfer und laute Partys samt Stripperinnen machen ihnen die Nächte zur Hölle, während tagsüber Lisa der Umgang mit seinen Kindern verboten wird. Doch schließlich greift der Ordnungshüter auch zu drastischeren Mitteln, um das Ehepaar wieder aus der Nachbarschaft zu vertreiben.

Keine Frage, im Ansatz ist «Lakeview Terrace» durchaus reizvoll. Von Rassismus zu erzählen und dabei einen schwarzen, sich über dem Gesetz wähnenden Kontrollfreak in den Mittelpunkt zu rücken hat Brisanz und das Zeug zu einem kontroversen Film. Doch daraus wird leider nichts. Denn wie immer, wenn der Dramatiker Neil LaBute sich vor den Karren eines Studio-produzierten Mainstreamfilms spannen lässt, wirft er all die Schärfe und Präzision, die seine Theaterstücke und Independentfilme wie «Nurse Betty» ausmacht, in hohem Bogen aus dem Fenster. Was übrig bleibt, ist eine fade und schlampig inszenierte Angelegenheit, in der zusehends auf die Klischeetube gedrückt wird, ohne dass damit der Relevanz oder auch nur der Spannung gedient sei.

Für seine Schauspieler hat LaButes nur als Desinteresse zu deutendes Regiekonzept katastrophale Folgen. Nachdem Nicolas Cage zuletzt durch «Wicker Man» schlafwandelte, geht Samuel L. Jackson nun den umgekehrten Weg und rollt hemmungslos grimassierend mit den Augen als gäbe es kein Morgen. Patrick Wilson und Kerry Washington, die durchaus schon Charisma bewiesen haben, scheinen darob derart verunsichert, dass es ihnen nicht einmal gelingt, ihre eigentlich als Sympathieträger angelegten Figuren irgendwie interessant zu gestalten. Was für ein verschwendetes Potential!

30.01.2012

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

tolle rolle für samuel l. jackson, film ist leider ziemlich schwach


dolphi4u

vor 15 Jahren

Oft ist es so, dass einzelne Sequenzen (Trailers) mehr versprechen, als der Film im Endeffekt zeigt - Hier war es so-
Logo Nachbarschaftsstreit ist und wird immer aktuell sein und es wird einem beim Zuschauen auch nicht langweilig, aber er war mir zu Voraussehbar.
Von einem Thriller erwarte ich mehr.Mehr anzeigen


barbadibaum

vor 15 Jahren

Der Film ist, entgegen der cineman-Kritik, ein super spannender, wahnsinnig unterhaltsamer Psychothriller. Samule L. Jackson darf seine "dark side" so richtig auskosten. Die Spannung wird sehr überlegt und subtil aufgebaut bis zum spektakulären Finale. Absolut empfehlenswert!!


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