Goodbye Solo USA 2008 – 91min.

Filmkritik

Gute Nacht, Leben!

Filmkritik: Eduard Ulrich

Ein junger, senegalesischer Taxi-Chauffeur kümmert sich um einen alten, des Lebens überdrüssigen Südstaatler. Das Werk des in North Carolina geborenen, persischstämmigen Ramin Bahrani erhielt 2008 in Venedig den "Internationaler Preis der Kritik" - wahrscheinlich wegen der Bilder.

Wer sich diesen Film ansieht, muss etwas mitbringen, was die eine Hauptfigur nicht mehr hat: Zeit und Geduld. Es passiert nicht viel in den zwei Wochen, die vergehen, seit sich der gut 25-jährige Senegalese Solo und der etwa 70-jährige William, ein verschlossener Südstaatler, begegneten. Da bekommt Solo von William einen merkwürdigen Auftrag: Er solle ihn in zwei Wochen auf einen Berg fahren - aber nicht mehr zurückbringen. 1000 Dollar gibt's dafür, 100 sofort als Anzahlung. Wenn das nicht ein angekündigter Selbstmord wird, denkt Solo sofort und nutzt die verbleibende Zeit, William kennenzulernen und ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Das hört sich leichter an als es dann tatsächlich wird, denn da treffen nicht nur zwei gegensätzliche Menschentypen aufeinander, da begegnen sich zwei einander fremde Welten.

Regisseur Ramin Bahrani ist prädestiniert, diese Welten und ihre Eigenheiten wahrzunehmen: Als Sohn persischer Eltern bekam er eine andere Kultur in die Wiege gelegt als diejenige der Gesellschaft, in der er aufwuchs. Und die "afrikanische Kultur" bietet einen dritten Fundus an typischen Charakterzügen: lebenslustig, gesellig, menschlich, mitfühlend, offen. Die Anführungsstriche im vorhergehenden Satz waren nötig, denn Afrika ist groß, und es gibt viele verschiedene Länder und Kulturen. Uns fallen Eigenschaften auf, die bei uns selten sind. Aber sind die meisten Afrikaner wirklich so?

Genau hier liegt wohl ein Problem des Films: Die beiden Hauptfiguren, aber nicht nur sie, wirken wie Repräsentanten gängiger Klischees. Ebenso wirken zuviele Szenen konstruiert. Erstaunlich ist jedenfalls, dass William seinen Abgang konsequent Schritt für Schritt vorbereitet, dass aber Solo, der das alles unter die Nase gerieben bekommt, weil er sich als permanenter Taxi-Chauffeur andient und sich bald, zwecks Kontrolle, sogar bei William einquartiert, es unbeirrt vermeidet, diesen Tatsachen ins Auge zu blicken. Die Stärken des Films liegen im Auge der Kamera, die viele gelungene Bilder einfangen konnte und dabei auf die Ortskenntnis des Regisseurs vertrauen durfte, der im Schwesternstaat South Caronlina drehte.

07.04.2010

3

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Kommentare

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filmkamera

vor 14 Jahren

Ramin Bahrani's Auge für Details, sowie die Darbietungen seiner Schauspieler ist fantastisch und Grund genug um in Venedig einen Preis abzuräumen, wobei anzumerken ist, dass nur Red West ein trainierter Schauspieler ist und Bahrani wie in seinen beiden vorherigen Filmen nur mit "non-actors" gearbeitet hat.
Übrigens Ramin's Kurzfilm "Plastic Bag" kann man gratis auf youtube sehen und für alle Werner Herzog fans kann ich das nur wärmstens empfehlen.Mehr anzeigen


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