Beim ersten Mal USA 2007 – 129min.

Filmkritik

Ein Brot im Ofen

Filmkritik: Jürg Tschirren

Seth Rogen ist als Ben Stone nicht unbedingt der Mann, den frau als Vater ihrer Kinder möchte. Dumm nur, dass Katherine Heigl nach ein paar Cocktails nicht nur ästhetische Mindeststandards über Bord wirft, sondern auch alle Verhütungsmittel. Danach ist hat sie ein Brot im Ofen, was der Amerikaner salopp als "Knocked Up" bezeichnet. Judd Apatow macht daraus einen der lustigsten Filme des Jahres.

Zuerst ein Loblied dem Alkohol: Leberschäden und unflätiges Benehmen zum Trotz hat er auch sein Gutes. Nehmen wir Familienfeiern - wer würde die in nüchternem Zustand überstehen (gilt nicht für Kinder)? Oder One-Night-Stands - von denen gäbe es ohne das Geschenk des Schöntrinkens nicht halb so viele. Bloss übertreiben sollte man nicht, sonst landet man nach durchzechter Nacht mit einem krausköpfigen Mannskind im Bett, das wie ein Spastiker tanzt und Männertitten hat. So wie es Katherine Heigl ("Grey's Anatomy") in "Knocked Up" geschieht.

Romantische Komödien funktionieren eigentlich so: Zwei lernen sich kennen und sind sich spinnefeind. Trotzdem müssen sie zusammen etwas durchstehen, zum Beispiel ohne Geld durch den Yemen reisen oder einen Schönheitswettbewerb für Pudel gewinnen. Dabei lernen sie sich lieben. Nach einigen Irrungen und Wirrungen steht er schliesslich mit über dem Kopf erhobenem Ghettoblaster unter ihrem Fenster und schreit "Ich liebe dich!" Nachwuchs hat höchstens im Abspann Platz. Bei "Knocked Up" ist das ein wenig anders: Hier lernen sich zwei kennen und haben erst mal Sex. Danach müssen sie zusammen etwas durchstehen, zum Beispiel, dass sie schwanger wird, und er selbst noch ein Kind ist. Dabei lernen sie sich besser kennen - was keineswegs bedeutet, dass er bald "Ich liebe dich!" schreit.

In einsamen Momenten spiele ich gerne ein Spiel mit der Internet Movie Database: Ausgehend von einem bestimmten Eintrag ist - ohne Texteingabe - mit möglichst wenig Clicks zu einem anderen Eintrag zu gelangen. Manchmal tun sich dadurch überraschende Einsichten auf. Zum Beispiel, dass man in nur fünf Schritten von "Knocked Up" zu Nora Ephron gelangt, Gottkönigin der Romantischen Komödie. (Wer es nicht glaubt: Von Regisseur Judd Apatow kommt man über "Anchorman", Will Ferrell und "Bewitched" schliesslich zu Ephron.)

Was soll das beweisen? Vielleicht, dass der Frat-Pack-Humor von Apatow und Co. näher als vermutet beim - im schlimmsten Fall kitschigen - Humanismus von Ephron liegt. Denn so albern die Scherze in Filmen wie "The 40 Year-Old Virgin" oder "Talladega Nights" sein mögen: Sie lassen noch der lächerlichsten Figur ihre Würde. Gute Voraussetzungen also für einen Film wie "Knocked Up", der zu gleichen Teilen lustig, ehrlich und rührend ist.

14.03.2008

5

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Kommentare

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Gelöschter Nutzer

vor 16 Jahren

Nicht schlecht aber auch nicht berauschend.


raffi44

vor 16 Jahren

ich fand den Film gut.


filmfan

vor 16 Jahren

der film hat was.. ist irgendwie ne süsse story.. leider total zu lange... und emotionslos wo absolut mehr emotionen angebracht wären.
fazit... sie bleiben zusammen weil sie beim ons nen braten in der röhre hat.
obwohl man mitkriegt wie gar nicht die beiden sich lieben... auch am schluss.
irgendwie herber nachgeschmack.Mehr anzeigen


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