Du bist nicht allein Deutschland 2007 – 90min.

Filmkritik

Zu Besuch bei den kleinen Leuten im Plattenbau

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Nirgends guckt das deutsche Kino momentan so gerne hin wie in das Wohnzimmer der so genannten kleinen Leute.

Auch Bernd Böhlich, der sich bisher vor allem als versierter Fernsehregisseur hervorgetan hat, wagt mit "Du bist nicht allein" diesen Blick und entdeckt allerlei Menschen, die mit dem Leben mindestens so sehr kämpfen wie mit ihrer sozialen Situation.

Der arbeitslose Hans (Axel Prahl) verguckt sich in die hübsche, nebenan einziehende Russin Jewgenia (Ekaterina Medvedeva) , während gleichzeitig seine Ehefrau (Katharina Thalbach) endlich wieder einen Job findet und Nachtwärterin im Kaufhaus wird. Derweil bemüht sich der ebenfalls arbeitslose Physiker Wellinek (Herbert Knaup) darum, seiner getrennt lebenden Ehefrau (Karoline Eichhorn) wieder näher zu kommen, die sich als Kleinstdarstellerin und Synchronsprecherin durchschlägt.

Sonderlich originell ist das alles nicht, will man zunächst meckern. Wie schon bei Andreas Dresen und vielen anderen wohnen auch in "Du bist nicht allein" die kleinen Leute natürlich in einem ostdeutschen Plattenbau am Rande Berlins und gucken irgendwie tragikomisch aus der Wäsche. Wer sie spielt, versteht sich dabei auch von selbst. Arbeitslos, tapsig und liebenswert kann eben kaum jemand so gut wie Axel Prahl (der anders als die meisten seiner Rollen übrigens ein Wessi ist!), und niemand ist im deutschen Kino so klein und patent wie die kleine und patente Katharina Thalbach.Aber warum sollte man sich beschweren über tolle Schauspieler? Denn natürlich spielen Prahl und Co. trotz des allzu offensichtlichen Castings wie immer ganz hervorragend und machen alleine deswegen die Geschichte von Neuanfängen, Chancen und dem Glück im Kleinen sehenswert.

Der charmant-liebevolle Humor, der den Film durchweht, unterdrückt zudem jedes triste Gejammere, das sich sonst in gut gemeinten Filmen über dieses Milieu so gerne breit macht.

Die Originalität liegt bei Böhlich zudem im Detail: Prahl singt ganz herzzerreißend den titelgebenden Schlager von Roy Black, Karoline Eichhorn scheitert im Synchronstudio an der Stimme eines hässlichen Frosches, und Thalbach sitzt pinkelnd im Gebüsch und lässt sich dabei von einer Ente beobachten. Kein Wunder, dass "Du bist nicht allein" sich zum kleinen, feinen Publikumsliebling dieses Kinosommers entwickelt!

31.07.2007

4

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