American Gangster USA 2007 – 157min.

Filmkritik

Duell der Giganten

Björn Schäffner
Filmkritik: Björn Schäffner

Nach der schwärmerischen Komödie "A Good Year" kehrt Ridley Scott wieder seine abgründige Seite nach aussen: In "American Gangster" treten Denzel Washington und Russell Crowe gegen einander an.

Dass Ridley Scott mit seinem neusten Film grosses im Sinn hatte, posaunt schon der monumentale Titel heraus. Die vor vierzig Jahren angesiedelte, historisch verbürgte Geschichte dreht sich um den Gangster Frank Lucas (Denzel Washington) und dessen Widersacher, den Cop Richie Roberts (Russell Crowe). Roberts hat eine gescheiterte Ehe hinter sich, ist ein Draufgänger und Frauenheld. Als er in einer nächtlichen Hauruck-Aktion in New Jersey einen Koffer mit über einer Million Dollar beschlagnahmt und diesen pflichtgetreu abliefert, trägt ihm dies bei Vorgesetzten und Kollegen den Ruf eines unkorrumpierbaren Pfadfinders ein. Roberts wird beauftragt, einem Drogenring auf die Spur zu kommen, der mit hochkarätigem Heroin den Markt erobert hat. Hinter dem Stoff steckt der unauffällige Frank Lucas, der sich durch geschicktes Taktieren als Gangsterboss in Harlem etabliert hat. Der Clou: Lucas umgeht den üblichen Mittelsmann und besorgt sich das Heroin direkt in den Mohnfeldern Südostasiens.

Lucas' Version des amerikanischen Traums unterscheidet sich gar nicht mal so krass von den typischen Ambitionen rechtschaffener US-Bürger: Lucas sieht sich als Unternehmer, der ein Produkt verkauft; ein Produkt nota bene, das die Konkurrenz schief aussehen lässt. Überhaupt ist Frank in mancher Hinsicht ur-amerikanischen Werten verpflichtet: Familienpatron durch und durch, der seinen Clan aus North Carolina am Sonntag zum Mittagsgebet versammelt. Handkehrum ist Lucas ein Mann, der über Leichen geht. In der ersten Szene des Film übergiesst er einen Mann mit Benzin, zündet ihn an im ihn imselben Moment mit einer Kugel ins Jenseits zu schicken.

"Jeder stiehlt und dealt hier", lamentiert Roberts Vorgesetzter einmal. Das passt gut zum Gemälde einer sündigen Gesellschaft, das Ridley Scott zwischen Vietnam-Krieg und Soul-Ära aufträgt. Dass er dabei auf den bewährten Cocktail aus Sex, Drugs and Rock'n'Roll setzt, liegt auf der Hand. Unverkennbar orientiert sich Scott an Francis Ford Coppola und Martin Scorsese, den beiden Säulenheiligen des jüngeren amerikanischen Gangsterfilms. Die Passagen in Südostasien gemahnen an "Apocalypse Now", während man sich in New York an "The Godfather" oder die Halbwelt von "Goodfellas" erinnert fühlt. Dabei lässt aber "American Gangster" die atmosphärische Dichte vermissen, die die Vorbilder auszeichnet.

Symbolisch aufgeladene Szenen wie jene, in der am Fernsehen US-Präsident Nixon den Drogen den Krieg erklärt und Cop Crowe dazu Gewichte stemmt, wirken ziemlich ungelenk. Auch hätte man sich dem Film in strafferer Form gewünscht. Denn episch lang ist der Film mit seinen über zweieinhalb Stunden zweifellos geraten.

09.12.2011

4

Dein Film-Rating

Kommentare

Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.

Login & Registrierung

philip.peters.79

vor 9 Jahren

Solider Gangster-Streifen mit überzeugendem Denzel Washington in der Hauptrolle


Gelöschter Nutzer

vor 9 Jahren

Fesselnder Gangster-Film, in welchem Denzel Washington und Russel Crowe einfach umwerfend agieren. Trotz der Länge des Films herrschte immer eine grosse Spannung!


scalax

vor 10 Jahren

Gesellschaftskritisch, ironisch und zum teil brutal. Habe den Film zwei mal gesehen, ein mal hätte aber doch gereicht.


Mehr Filmkritiken

Kung Fu Panda 4

Challengers - Rivalen

Civil War

Back to Black