Der steinerne Kreis Frankreich 2006 – 102min.

Filmkritik

Probleme mit Technik und Mystik

Filmkritik: Eduard Ulrich

Monica Bellucci mit kurzen Haaren und züchtig verhüllten Formen als alleinerziehende Adoptivmutter: In dieser Verfilmung eines Mystery-Thrillers wird so manche Stärke nicht ausgespielt - was aber bietet diese mit grosser Kelle angerichtete Produktion stattdessen?

Regisseur und Drehbuch-Ko-Autor Guillaume Nicloux wagt mit der Verfilmung des Romans "Le concile de pierre" den Sprung ins Genre des mystischen Thrillers, wobei er über ein für europäische Verhältnisse fürstliches Budget verfügen konnte. Und es ist offensichtlich sein Konzept, vieles auf den Kopf zu stellen. So nutzt er das viele Geld nicht für ein Effektfeuerwerk, wie man es in diesem Genre erwarten könnte, sondern für die Besetzung: Catherine Deneuve und Moritz Bleibtreu haben wichtige Nebenrollen, Monica Bellucci als Luxusklassedolmetscherin Laura Siprien die Hauptrolle.

Siprien, Sibirien? Tatsächlich: In einer der ersten Szenen sieht man Monica Bellucci in einem sibirischen Waisenhaus ihr Adoptivsöhnchen abholen - ein Vorgang, der von merkwürdigen Aktivitäten und vielsagenden Blicken des Personals begleitet wird, so dass man auf das Schlimmste gefasst ist, zumal der Junge verdächtig asiatisch aussieht. Einige Jahre später, es geht auf den siebten Geburtstag ihres Adoptivsohnes zu: Laura Siprien lebt in Paris, hat sich von ihrem Mann getrennt, der gleichzeitig ihr Chef ist und natürlich immer noch etwas von ihr will. Sie muss häufig auf Kommando dieses Chefs verreisen, so dass sie froh ist, wenn Sybille Weber (Deneuve) ihren Adoptivsohn hütet, der das aber gar nicht schätzt; aus gutem Grund, wie sich später herausstellen wird - Kinder haben anscheinend einen sechsten Sinn. Zufällig absolviert Sergej Makow (Bleibtreu) einen Teil seiner Dolmetscherausbildung in Paris, so dass sich die Gelegenheit für ihn ergibt, auf die haarstilistisch verunstaltete und kleidungsstilistisch getarnte Monica Bellucci ein Auge zu werfen und mit dem Röntgenblick des erfahrenen Charmeurs ihr ästhetisches Potential auszuloten. Als ob Laura Siprien nicht genug um die Ohren hätte, entwickelt sich auf der Brust ihres Adoptivsohnes ein merkwürdiges Mal, für das es keine medizinische Erklärung gibt, und sie selbst wird von spontanen Halluzinationen geplagt, die bald zu einem Autounfall führen, der ihren Adoptivsohn ins Koma befördert. Kurz nachdem er endlich wieder aus dem Koma erwacht ist, wird er zu allem Überfluss entführt, und die patente Adoptivmutter macht sich daran, ihren Sohn zu befreien und seine Herkunft zu klären, was sie schliesslich in die Mongolei führt und auf die Spur eines noch ungesühnten Mordes.

Das könnte eigentlich eine ganz spannende Geschichte sein, aber die Lust wird einem systematisch vergällt, indem immer wieder unnötige Unmöglichkeiten benutzt werden, um die Handlung voranzubringen, und Bilder, die wir so schon unendlich oft im Hollywood-Kino gesehen haben. Trotz des ansehnlichen Budgets wurde ein neues Kapitel im Produkt-Placement aufgeschlagen, wobei man das Wort "Produkt-Placement" wörtlich nehmen darf: Das neue digitale Diktiergerät eines japanischen Konzerns erfüllt nicht nur eine wichtige Aufgabe in der Handlung, sondern wird auch in einer wohl eigens zu diesem Zweck geschaffenen Szene bildfüllend auf einem Tisch platziert und mehrere Sekunden im Fokus gehalten.

Vielleicht ist ja etwas vom Budget übrig, um die Kinobesucher zu entlöhnen, wenn sie sich das ansehen. Falls die Gage stimmt, kann man einen Besuch des Films unter einem kommerziellen Gesichtspunkt empfehlen - sonst nicht.

07.06.2021

1.5

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