Sophie Scholl - Die letzten Tage Deutschland 2005 – 117min.

Filmkritik

Aufrecht bis zum Ende

Filmkritik: Remo Bräuchi

Mit Hilfe bisher unveröffentlichter Verhörprotokolle rekonstruiert Regisseur Marc Rothemund ("Harte Jungs") die letzten Tage der deutschen Widerstandsaktivistin Sophie Scholl. Entstanden ist das engagierte, aber auch distanzierte Portrait einer jungen Frau mit bewundernswerter Zivilcourage. Der Film wurde für den Wettbewerb der Berliner Filmfestspiele selektioniert.

Es ist Februar, 1943. Die Mitglieder der "Weissen Rose" treffen sich im Untergrund und rufen mit Flugblättern zum Widerstand gegen das NS-Regime auf. Die jungen Studenten Sophie (Julia Jentsch) und Hans Scholl (Fabian Hinrichs) und ihr Freund Christoph Probst (Florian Stetter) nehmen beträchtliche Risiken auf sich, um ihre Überzeugungen unter die Leute zu bringen. Bei einer gefährlichen Verteilaktion an der Münchner Universität werden Sophie und Hans schliesslich verhaftet.

Sophie vermag zunächst gegenüber ihrem Vernehmungsbeamten Robert Mohr (Alexander Held) mit sorgfältig konstruierten Alibis ihre Unschuld glaubhaft zu machen. Sie weiss, dass mit ihr auch alle anderen Mitglieder der "Weissen Rose" in Gefahr sind. Als eindeutig belastendes Material auftaucht, übernimmt sie die volle Verantwortung und weicht von ihren Überzeugungen auch dann nicht ab, als sie sich dadurch selber retten könnte...

Es ist ein kühler und spartanisch ausgestatteter Film, den uns Marc Rothemund präsentiert, ganz so wie Sophie Scholl ihre letzen Tage wahrgenommen haben mag. Die Presseunterlagen zum Film sprechen von der "mythischen Identifikationsfigur" Sophie Scholl und der Film erliegt denn auch mit zunehmender Dauer der Versuchung, Scholl als eine Art Heilige darzustellen. Die damit einkehrende Distanziertheit (auch gegenüber ihrem Bruder Hans, der nur vage in Erscheinung tritt, obwohl er eine wichtige Figur in Scholls Leben war) macht eine emotionale Identifikation schwierig.

Seine stärksten Momente hat der Film in den Verhörduellen zwischen Sophie Scholl und dem Gestapo-Beamten Robert Mohr, als bereits klar ist, dass sich die junge Widerstandskämpferin nicht mehr retten kann. Hier prallen Ideologien aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Wenn die kampflustige junge Frau im Wissen, dass sie nichts mehr zu verlieren hat, ihren Widersacher sogar für Augenblicke soweit bringt, an seiner eigenen Einstellung zu zweifeln, ist der Charakter der wahren Sophie Scholl greifbar. Stolz und entschlossen gespielt von der wunderbaren Julia Jentsch ("Die fetten Jahre sind vorbei") erleben wir Sophie Scholl als sture und überzeugte Kämpferin gegen die Unmenschlichkeit des Dritten Reiches.

31.05.2021

3

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Kommentare

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nasty1

vor 15 Jahren

Super Film; echt klasse: Man fühlt sich in die damalige Zeit versetzt!!!


zero2000

vor 18 Jahren

Ich finde ihn wirlich gut. Das regime wird eiskalt dargestellt und die intriegen und die spannung von dieser zeit kommt beim zuschauer an. Wirklich ein meisterwerk von film.... ich hätte ihm 4. 7 gegeben, nicht 5. 0... aber man kann ja nicht anders bewerten.


isbelle

vor 18 Jahren

Ein Film, der wahrheitsgetreu Entsetzliches zeigt und zugleich ermutigt


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