Land of the Dead Kanada, Frankreich, USA 2005 – 95min.

Filmkritik

Bissige Sozialkritik

Filmkritik: Jürg Tschirren

Quel Comeback: 20 Jahre nach "Day of the Dead" holt der Vater des modernen Zombie-Films die Untoten wieder aus der Gruft. Das ist, wie gewohnt, Sozialkritik mit Biss. Und keine Angst: Es werden den Menschen immer noch die Gedärme aus der Bauchhöhle gerissen.

James McFarland attestiert George A. Romeros "Dawn of the Dead" eine ungewöhnliche Kohärenz und Transparenz des Erzählflusses. Weil der Regisseur keine wirkliche Begründung für das Auftauchen der lebenden Toten lieferte, konnte er nur durch eine glaubwürdige Inszenierung der folgenden Ereignisse die Handlung legitimieren. Das trifft auch auf "Land of the Dead" zu, den fulminanten vierten Teil von Romeros Zombie-Reihe. Weshalb die Untoten nun die Welt beherrschen und die letzten Menschen sich in das zur Festung gewordene Pittsburgh zurückgezogen haben, wird nicht erklärt. Umso stringenter ist dafür die erzählte Geschichte.

Wir sehen Riley (Simon Baker), den stoischen Anführer einer Söldnertruppe, die mit Raubzügen ausserhalb der befestigten Zone Lebensmittel und Medikamente in die Stadt bringt. Sein designierter Nachfolger Cholo (John Leguizamo) ist mehr daran interessiert, mit Gefälligkeiten für den Quasi-Diktator Kaufmann (Dennis Hopper) den Aufstieg in die Elite zu schaffen. Als ihn Kaufmann hintergeht, stiehlt Cholo ein gepanzertes Fahrzeug und droht, die Stadt mit Raketenwerfern zu beschiessen. Die Zombies machen derweil einen Evolutionsschritt durch und lernen, mit Werkzeugen und Waffen umzugehen.

Viele Überraschungen kann man vom Plot nicht erwarten. Die Charaktere bleiben holzschnittartig, die Dialoge hölzern. Durch diese Reduktion erinnert der Film an manchen Stellen an ein Theaterstück (so hatte sich John Carpenter wohl seinen "Ghosts of Mars" gewünscht). Und dem Regisseur gelingen schöne Bilder. Wie er die Zombie-Horden zeigt, die langsam auf die Stadt zutorkeln, kann man fast schon poetisch nennen.

George A. Romero betont gerne (etwa in der empfehlenswerten Horrorfilm-Doku "The American Nightmare"), dass seine Filme Kommentare auf das soziopolitische Klima ihrer Zeit sind. "Dawn of the Dead", in dem sich die lebenden Toten im Kaufhaus austobten, konnte als Kritik am Konsumrausch und der Verdinglichung des Menschen verstanden werden. Das fortifizierte Pittsburgh von "Land of the Dead" wiederum erinnert an die Festungsvorrichtungen, mit denen sich die Länder des Westens gegen die Zuwanderung der verelendeten Massen aus dem Süden schützen wollen. Man muss nicht erst bei Frantz Fanon lesen, um in den Zombies die Verdammten dieser Erde zu erkennen.

Aber Romero ist schlau genug, auch die Gesellschaft innerhalb der gesicherten Stadt als geteilt zu zeigen. Während die Elite es sich in Luxus-Türmen gut gehen lässt, vegetieren die unteren Schichten in den Strassenschluchten. Das gibt der Geschichte zusätzliche Spannung und Dennis Hopper die Gelegenheit für ein paar schöne Szenen. Sowieso sind die Zombies längst nicht mehr die Bösen. Als die Untoten zum Schluss über die Stadt herfallen, zeigt Riley Verständnis für die Kreaturen, die auch nur einen Ort suchten, an dem sie sich geborgen fühlen. Und um deutlich zu machen, wo seine Sympathien liegen, hat Romero wie in allen seinen Zombie-Filmen eine Hauptrolle mit einem Schauspieler schwarzer Hautfarbe besetzt: Eugene Clark spielt den Anführer der lebenden Toten.

31.05.2021

4

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Kommentare

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Harleyquinn

vor 11 Jahren

Dieser Film hat einen interessanten Punkt: Zombies als Wesen mit Wert als neuer Aspekt im Genre.


shurtugal

vor 16 Jahren

Dieser Film ist sicherlich nichts für weichgesottene. Da werden Gedärme rausgerissen, Köpfe zermantscht und Sehnen zerfleischt. Ohne starken Magen sollte man sich dieses Gemetzel nicht antun (der auch schon recht blutige 300 ist dagegen ein Kinderfilm, doch gings da auch nicht ums Schocken). Die Geschichte ist doch sehr einfach gestrickt, die Darsteller allesamt uninteressant, klischeehaft und Spannung will auch nicht so recht aufkommen. Die Gesellschaftskritik ist interssant, wenn auch enorm plakativ. Zombies als Metapher für Flüchtlinge oder allgemein verstossene, welche eine Bleibe suchen und akzeptiert werden möchten, Hierarchien mit einem Reichen Sack an der Spitze. Lobenswert ist lediglich, dass ein Schwarzer die Führung der Fleischfresser übernimmt und ein Weisser den Bösewicht spielt. Doch schliesslich kommt die Kritik eher als Staffage daher und es scheint als wäre sie lediglich eine Legitimierung für das Sinnfreie und kranke Gemetzel welches 80 % vom Film ausmacht. Faszinierend scheint die Machart. Über die Splattereffekte klärt ein Making of auf der DVD (Ungekürzt) auf, wobei es doch fragwürdig erscheint, wie ein paar Menschen eine solche Freude daran haben können, möglichst realistisch einen Kopf an einem Modell abzudrücken. Naja, Geschmackssache.
Die Bewertung fällt angesichts dieser Kritik nicht gerade gut aus. Für hartgesottene Fans sicherlich ein Fest. Für alle anderen. Es gibt tiefgründigere und trotzdem unterhaltende (es fragt sich ob man diesen Film überhaupt als Unterhaltung betrachten kann...) Gesellschaftskritik (Children of Men). Da werden auch keine Gedärme gefressen.Mehr anzeigen


Sternenritter68

vor 18 Jahren

Dümmster Zombiefilm den ich je gesehen habe. Zombies die denken können und die Menschen aus Rache töten und sich selbst bewaffnen. Da fängt man an zu gähnen - da hilft auch das ganze Blut nicht mehr. Einfach lächerlich. Dann lieber ein B-Movie-Format aus den 80ern - da gabs wenigstens Schreckeffekte. Romero kann mit seiner Nueinterpretation "Dawn of the Dead" nicht das Wasser reichen. Das einzig beklemmende Gefühl was ich bei diesem Film spüre, ist leider, d. ich dafür 27 CHF ausgegeben habe.Mehr anzeigen


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