Goal! USA 2005 – 117min.

Filmkritik

WM-Begleitung: Das Vorspiel

Stefan Gubser
Filmkritik: Stefan Gubser

Schon der Titel ist ein halbes Eigentor. Der erste Teil einer Fussball-Trilogie ist alles andere als ein Volltreffer, schon gar keiner mit Ausrufezeichen. Soccer goes Hollywood - und es wird kein Schlagerspiel.

Gute Sportfilme gibt es bekanntlich wenige - gute Fussballfilme vielleicht einen einzigen. "Bend It Like Beckham" ist so ein Kick-Flick, der auch den Fachmann freudig erregt. Logisch, grölt die Bierkurve, da spielen Frauen mit Bällen. Es ist ein bisschen komplizierter. Frauen-Fussball ist zwar schwer im Kommen, aber er kommt nicht am Fernsehen, und das gereicht ihm zum Vorteil. Wer im Kino sieht, was er nicht einmal aus der Glotze kennt, wird nicht enttäuscht sein. Denn das ist doch die Erkenntnis aus den meisten Fussballfilmen: Sobald sie kicken, sieht es nicht aus wie bei den Profis.

Dass "Goal!" kein Volltreffer sein kann, verraten dem Polemiker vier grosse Buchstaben: FIFA. Der Weltfussball-Verband höchstselbst hat den Film mitfinanziert. Kein Wunder, ist er in erster Linie ein Stück Propaganda geworden, jenem Einen verschrieben, das der FIFA trotz World Cup 1994 nicht gelungen ist: König Fussball auch im Bush-Land populär und nebenbei jene Dumpfbacken glücklich zu machen, die David Beckham für den weltbesten Fussballer halten. Ob das hinhaut? Es muss bezweifelt werden. Fest steht: Die Fussballszenen sind einigermassen authentisch, dafür ist die Story etwa so langweilig wie das Pauseninterview mit einem Bundesliga-Profi. Ich sage mal, gähn.

Santiago Munez (Kuno Becker) träumt in Los Angeles von einer Karriere als Profi-Fussballer. Er scheint Glück zu haben. Ein Talent-Scout (Stephen Dillane) vermittelt dem Latino ein Probetraining beim englischen Premier League-Club Newcastle United. Hartes Training, mieses Wetter und fiese Teamkollegen (Alessandro Nivola) sind die Hindernisse, die Santiago überwinden muss, will er sein Ziel erreichen. Und dann sind da noch die Versuchungen, die das Leben einem jungen Fussballer bietet.

Der Plot tönt wie eine Gutenachtgeschichte von FIFA-Boss Sepp Blatter, ist nichts anderes, als der tausendfach erzählte Mythos vom Wunderknaben, der keine Chance hat - aber er nutzt sie. Oder um es mit einer alten Fussballerweisheit zu sagen: Erst fiel ihnen (Buch: Mike Jeffreys, Adrian Butchart) nichts ein, und dann gingen ihnen die Ideen aus. Und dass das langweilige Spiel viel länger als neunzig Minuten dauert, macht es nicht ansehnlicher. Daran ändert auch nichts, dass die die Herren David Beckham, Zinédine Zidane und Raul Gonzalez nach einem Match in einer VIP-Lounge abhängen. Wenigstens ist der Fussball gut eingefangen - besser im Training, schlechter im Spiel. Danny Cannon und sein Team durften, danke FIFA, echte Newcastle-Matches abfilmen. Die Schauspieler, allesamt prima Fussballer, wurden erst nach dem Schlusspfiff im Studio eingewechselt. Die digitale Technik macht so etwas heute möglich, ohne dass es gleich aussieht wie auf der Playstation.

"Goal!" ist als Trilogie angelegt. Im bereits abgedrehten zweiten Teil spielt Munez bei Real Madrid, Teil drei wird ihn als Nationalspieler an der WM 2006 in Deutschland zeigen. Schauen wir mal, würde Kaiser Franz wohl sagen. Wir eher nicht.

25.05.2021

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Kommentare

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Patrick

vor 13 Jahren

Die Story kommt wie Rocky daher vorallem das Ende.
Durch den tiefgang der Story ist der Film nicht nur ein Fussball Film sondern auch für Filmfans die Rocky Filme mochten.
Ansehen!


Gelöschter Nutzer

vor 18 Jahren

Der Film hat durchaus Qualitäten und ist sehenswert. Hei " Tuvok " deine riesenlangen Kommentare interessieren kein Schwein. Ich weiss deine Meinung zu diesem film zu schätzen. Doch wäre ich dir zu grossem Dank verpflichtet wenn du deine Kommentare etwas kürzen könntest!


kohlkohl2

vor 18 Jahren

Du schreibst: "... bei dem auch sogar Frauen miteifern. Obwohl doch jeder weiß das die beste Frauensportart zu Hause stattfindet, da hat sie wenigstens Zeit sich eine auszusuchen. Gibt eh genügend, die nicht nur immer mit Paarung zu tun haben. " Was soll den bitte das? Ist deine Freundin eine Putze oder was?? Finde ich voll daneben solche Kommentare! Nur gut, dass deine "Überlänge" fast niemand liest. Und ist Kompensation für was? So wie je fetter das Auto umso kleiner...?Mehr anzeigen


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