El corazón de Jesús Bolivien, Chile, Deutschland 2003 – 89min.

Filmkritik

Herzensangelegenheiten

Beatrice Minger
Filmkritik: Beatrice Minger

Eine weitere Geschichte aus Lateinamerika erreicht die heimischen Kinos. Eine Geschichte über das Herz von Jesús, welches sich auf einer Krebsstation von sterbenden Menschen behandeln lässt, um wieder Leben zu können.

Die Geschichte heisst «El corazón de Jesús» und geht so: Jesus Martínez (Cacho Mendieta) ist Finanzbeamter in La Paz, Bolivien, und erleidet eines schönen Tages inmitten des Grossraumbüros einen Herzinfarkt. Jesús hat Glück im Unglück, und dann wiederum Unglück im Glück. Er überlebt den Herzinfarkt, wird jedoch von seiner Frau verlassen und erfährt ausserdem, dass die Versicherung die Krankenhauskosten nicht übernehmen will, da er angeblich den Vorfall nicht früh genug gemeldet hat. Doch das Glück oder vielmehr der Zufall will es, dass das Krankenhaus Untersuchungsergebnisse eines gewissen anderen Jesús Martínez mit seinen vertauscht. Mit dem Befund von bösartigem Krebs in der Hand, packt Jesus die Gelegenheit am Schopf und liefert sich selbst in ein Krankenhaus ein und schlägt so der Versicherung ein Schnippchen.

Es ist eine Geschichte, erzählt in fünf Akten, die jeweils poetisch mit einem Lied des Sängers Ismael Serrano eingeleitet werden. Eine Geschichte von einem Mann, der rein körperlich zwar gesund, aber offenbar am Herzen erkrankt ist. Dieser Mann liefert sich selber in eine Krebsstation ein und trifft da auf todkranke Menschen, deren Herzen aber einiges mehr an Wärme und Lebensfreude kennen, als die Menschen draussen in der Welt. Und so öffnet sich das Corazón von Jesús langsam diesen lebensfrohen Menschen. Und damit auch der Krankenschwester Beatríz (Melita del Carpio), die ihm einen zweiten Frühling beschert.

Es ist immer wieder verblüffend, wie einfach und locker dem lateinamerikanischen Kino, hier mit einem bolivianischen Beitrag von Marcos Loayza, das Geschichtenerzählen von der Hand geht. Es sind kleine Geschichten aus dem und übers Leben, die fast immer gut ausgehen. Mit Witz und Charme und hier auch mit einer Prise schwarzem Humor streuen sie Wärme und Hoffnung in die Herzen. Wie wichtig es für das einheimische Publikum ist, sich aus dem harten Alltag in eine Welt der Geschichten tragen zu lassen, lässt sich unschwer erraten. Wie gross das Bedürfnis der europäischen Kinogänger nach den südamerikanischen Geschichten ist, lässt sich an der Menge der Filme, die zurzeit gespielt werden, ablesen. Wie schön, dass so beiden geholfen ist: Sowohl dem lateinamerikanischen, um bei den Metaphern des Filmes zu bleiben, immer noch kränkelnden Kinomarkt als auch dem europäischen Publikum, das sich gerne ein bisschen am Herzen kurieren lässt.

18.05.2021

3.5

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