Walk On Water Israel, Schweden 2004 – 104min.

Filmkritik

Vom Auftragskiller zum Familienvater

Andrea Lüthi
Filmkritik: Andrea Lüthi

"Walk on Water" des israelischen Regisseurs Eytan Fox ist fesselndes Kino mit politischem Hintergrund - und einem recht süsslichen Ende.

Nachdem Axel (Knut Berger) beim Versuch, über den See Genezareth zu wandeln, ins Wasser gefallen ist, macht er dem skeptischen Eyal (Lior Ashkenazi) weis: "Wenn das Herz von innen ganz rein ist, dann schafft man es, über die Wasseroberfläche zu gehen." Ungefähr hier setzt Eyals allmähliche Läuterung ein. Sein Herz nämlich ist alles andere als rein, ist er doch Auftragskiller des israelischen Geheimdienstes Mossad. Den Deutschen Axel hat er aus diesem Grund kennen gelernt. Dessen Grossvater ist ein Altnazi, der getötet werden soll. Als Axel seine Schwester Pia (Carolina Peters) in Israel besucht, soll Eyal das Vertrauen der beiden gewinnen und so an Informationen gelangen.

Wie schon in seinem letzten Film "Yossi & Jagger" lässt Fox zwei gegensätzliche Männercharaktere aufeinander treffen. Krasser als hier könnten die Unterschiede zwischen den beiden Männern nicht sein: Der verschlossene Eyal ist ein Zyniker, der in einem Umfeld von Machos arbeitet. Stets ist er darauf bedacht, keine Schwäche zu zeigen. Schon gar nicht würde er mit jemandem über das einschneidende Erlebnis sprechen, das schwer auf ihm lastet und ihn zunehmend unkonzentrierter werden lässt.

Axel dagegen ist schwul, sucht den Kontakt zu Menschen jeder Herkunft und ist überzeugter Vertreter einer linkspolitischen Ideologie. Über seine Vorliebe für Volkstänze und sentimentale Lieder von Sängerinnen kann Eyal nur verächtlich den Kopf schütteln. Im Rahmen seiner Nachforschungen muss Eyal schliesslich nach Deutschland reisen, wo der Mossad Axels Grossvater vermutet. Und hier trifft er auf Axels Eltern - etwas gar überzeichnete Figuren; uneinsichtig, unverbesserlich und durch und durch negativ.

Der Film ist spannend von der ersten Minute an, dramaturgisch sehr gekonnt realisiert und gewürzt mit trockenem, oftmals bissigem Humor. Letzteres ist vor allem das Verdienst des Hauptdarsteller Lior Ashkenazi, der den Charakter Eyals vorzüglich zum Ausdruck bringt. Wie Fox ausserdem den Nahostkonflikt in die Geschichte einbindet, ist ebenso eindrücklich wie sein Vermögen, die vorsichtige Annäherung zwischen dem Deutschen und dem Israeli aufzuzeigen.

Nach diesen feinen Veränderungen wirkt der eindeutige und fast schon kitschige Schluss wie ein Hammerschlag, der so gar nicht zu der sorgfältigen Entwicklung des Films und der schrittweisen Wandlung Eyals passen mag. Natürlich ist ein solcher Schluss tröstlich, und laut Eytan Fox musste er so sein, "denn wenn ich nicht an die Hoffnung glauben würde, wäre ich verloren." Hoffnung aber zeichnete sich bereits während des Films in kleinen Häppchen ab. Deshalb ist es fraglich, ob es nötig war, zum Ende noch derart dick aufzutragen.

07.06.2021

4

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