Musica cubana Kuba, Deutschland, Japan 2004 – 92min.

Filmkritik

Kuba sucht den Superstar

Filmkritik: Dominique Zahnd

Fünf Jahre nach Wim Wenders' Erfolgsstreifen "Buena Vista Social Club" erlebt der Latin-Sound ein erneutes Comeback: In "Musica cubana" suchen Talent-Scouts in Havanna nach einer Supergruppe.

Der geschäftstüchtige Taxifahrer Bárbero schlägt dem berühmten 87-jährigen Sänger Pio Leiva vor, eine neue Band unter der Leitung des Maestros zu gründen. Der alte Hase sagt nach einigem hin und her zu, und die Talentspäher gehen zusammen auf die Pirsch, um in Havanna ihre neuen potentiellen Superstars zu finden. Einige der gecasteten Newcomer treten schliesslich als "The Sons of Cuba" in Japan auf.

Die Idee wäre ja nicht mal so übel gewesen: Nach dem Porträt über die sympathischen Opas im "Buena Vista Social Club" sollte nun ein Nachfolgestreifen über den jugendlichen Nachwuchs auf Kuba berichten. Doch sobald die Kamera über die ins Abendlicht getauchte Promenade und die Oldtimer schweift, ist schnell klar: In diesem Film regiert der Kitsch, und es geht vor allem um das Zelebrieren von abgedroschenen Klischees.

"Musica Cubana" von Regisseur Roman Kral sieht sich als eine Mischung aus Dokumentation und Spielfilm. Havanna kommt hypertrendy rüber, Jazz-Bar reiht sich an Jazz-Bar. Beim Vorstellen der Musiker und dem Beleuchten des Milieus, in dem sie leben, wird einem suggeriert, dass hier jeder hauptsächlich lacht, singt, tanzt - und trotz seiner Armut vollends glücklich scheint. Warum nur peilen die Musiker dann überhaupt eine internationale Karriere an, wenn ihnen Geld und Ruhm nichts bedeuten?

Der von Wim Wenders produzierte Streifen fängt an mit einem Klischee-Reigen - und hört auch so auf: mit zwei Japanern, die das tun, was Japaner-Stereotypen halt so tun: Sie haben ein im Gesicht festgetackertes Lächeln und verbeugen sich unablässig. Doch Halleluja und oh Wunder, sie sind dann auch noch zufälligerweise Konzert-Promoter, die zu einem Auftritt in Tokio einladen.

"Musica Cubana" kommt oft daher wie eine Aneinanderreihung von Videoclips. Die Bandproben wirken meistens gekünstelt, das Schauspiel ist verkrampft. In den Interviews übertreffen sich die Möchtegern-Stars im Fabrizieren leerer Worthülsen. Ton- und Bildqualität lassen ebenfalls zu wünschen übrig. Da hilft es auch wenig, dass die Musik an sich im Grossen und Ganzen echt gut wäre. Also: Kinoticket lieber sein lassen, dafür vielleicht den Soundtrack kaufen.

03.11.2020

1.5

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