Die Spielwütigen Deutschland 2004 – 104min.

Filmkritik

Die vier Schauspielenthusiasten

Filmkritik: Eduard Ulrich

Vor vier Jahren kam "Die Zeit mit Kathrin" von Urs Graf ins Kino, der eine Schauspielschülerin drei Jahre lang begleitete und dabei ganz aufs Bild setzte. Anders Andres Veiel, Regisseur des ausgezeichneten "Black Box BRD", bietet nun vier SchauspielschülerInnen, die er sieben Jahre begleitete und ausführlich zu Wort kommen lässt. Entstanden ist ein kurzweiliger Film, der nicht nur TheaterliebhaberInnen vergnügen wird.

Sieben Jahre lang begleitet Andres Veiel drei junge Frauen und einen jungen Mann mit Momentaufnahmen bei ihrem Unternehmen, SchauspielerIn zu werden. Die grosse Zeitspanne erlaubt es ihm, schon vor den Aufnahmeprüfungen an die renommierte Ernst-Busch-Akademie in Berlin Familie, Wünsche, Hoffnungen und Zweifel zu zeigen - und über die Ausbildung hinaus den ersten Schritt ins Berufsleben.

Die vier jungen Menschen stammen aus ganz unterschiedlichen Verhältnissen, bei zweien sind die Eltern erst nach Deutschland eingewandert und beherrschen die Sprache nur unvollkommen. Erstaunlich, dass dies offenbar keinen ernsten Hinderungsgrund für ihre Kinder bildet, sich einem Lebensziel zu verschreiben, das so eng mit der Sprache verbunden ist. In einer Familie gilt dieser Beruf sogar noch als unehrenhaft.

Auch haben alle vier einen ganz verschiedenen Charakter, wodurch diese Lebensabschnittsportraits recht abwechslungsreich werden, obwohl die Stationen und Entwicklungsprozesse viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Dabei liegen Erfolg und Leiden, Glück und Schmerzen nah beieinander - geschenkt wird ihnen nichts, und nicht immer erhalten sie der Mühe Lohn.

Viele komische und witzige Situationen lockern die Atmosphäre auf, und manche Szenen sind so unterhaltsam, dass man den Verdacht hegt, sie könnten gestellt sein - beispielsweise die Reise nach New York. Schauspiel-Eleven bilden offensichtlich einen dankbaren Gegenstand für einen Dokumentarfilm, sind sie doch in der Lage, Rechenschaft über Ihre Gefühle abzulegen, sich unbefangen vor der Kamera zu öffnen und ihre persönliche Situation zu reflektieren.

So ist es nur logisch, dass diese Doku passionierter SchauspielschülerInnen keine trockene Angelegenheit geworden ist, sondern ein Film, der in seiner emotionalen Qualität einem Spielfilm nahkommt. Mich haben diese vier realen Persönlichkeiten noch einige Tage über den Film hinaus beschäftigt, was mir in dieser Intensität bei den üblichen Kunstfiguren von Spielfilmen kaum passiert.

01.03.2005

4.5

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