Yellow Card 2003 – 90min.

Filmkritik

Fussball, Liebe und die kleinen Geheimnisse des Lebens

Severin Müri
Filmkritik: Severin Müri

David Beckham verdreht nicht nur indischen Mädchen den Kopf, er inspiriert auch die Teenager in Afrika und lässt sie davon träumen, genauso göttlich gegen das runde Leder zu treten. Der neuste Film über Fussball, Liebe und die kleinen Geheimnisse des Lebens kommt aus Zimbabwe.

Tiyane (Leroy Gopal) ist siebzehn, legt sich in Fussballshorts schlafen, dribbelt mit den Strassenkindern von Harare auf dem Weg zur Schule um die Wette und träumt von einer grossen Karriere bei Manchester United. Dieser Traum scheint nah, denn immerhin ist er der Stürmerstar der Highfields Hyenas, eines Provinzklubs zwar, doch die Spielervermittler der obersten Liga des Landes sind bereits hinter ihm her. Im Notfall lockt die Ersatzbank eines Schweizer Nationalliga B-Vereins. Der sportliche Erfolg übt auch eine enorme Wirkung auf die Frauen aus, und so taucht neben Linda (Ratidzo Mambo), einer langjährigen Freundin aus der Nachbarschaft, plötzlich Juliet (Kasamba Mkumba), die äusserst hübsche Klosterschülerin aus einem reichen Vorortquartier auf. Die Gelegenheit will es, dass Tiyane mit der ersten eine lauschige Nacht unter Wellblech verbringt, mit Juliet soll es aber der Rest des Lebens werden. Doch Unfälle passieren und der Jüngling wird mit der Tatsache konfrontiert, dass Linda ein Kind von ihm erwartet. Das bis anhin reibungslos verlaufene Leben gerät auf einen Schlag aus allen Bahnen.

Um die richtigen Schauspieler für diesen Film zu finden, wurden dreissig Schulen in Harare kontaktiert und Interviews mit über dreitausend Schülern geführt. Schliesslich fand man in Leroy Gopal einen jungen Mann, der bereits Filmerfahrung in kleineren Produktionen gesammelt hatte. Die Rolle des Sportlers scheint auf ihn zugeschnitten, nicht zuletzt, da er in Zimbabwe den Junioren-Rekord im Hochsprung hält. Die Rolle von Juliet wird von Kasamba Mkumba, Tochter einer Russin und eines Afrikaners, verkörpert. Im Casting setzte sie sich sogar gegen Topmodels aus Südafrika durch. Neben der Schauspielerei tritt sie auch als Rapperin KTG und als Modedesignerin in Erscheinung.

"Yellow Card" ist nebst Romanze und Komödie vor allem ein Film über Fussball. Hier galt es, dem Spiel die nötige Authentizität zu verleihen. Die Highfields Hyenas, das sind eigentlich die Fulham Vampires, ein Verein aus der dritten Liga. Deren Spielertrainer zeichnet sich für die Choreografien auf dem Fussballfeld verantwortlich und spielt auch die Rolle des Team-Captains James. Als Trainer der Highfields Hyenas steht ein Funktionär der Zimbabwe Football Association am Spielfeldrand. Und wenn die Mannschaft von Tiyane in ein gefülltes Stadion zum grossen Endspiel der Saison einläuft, dann geschah dies in Wahrheit zwanzig Minuten vor einem Länderspiel der U-23 Nationalmannschaft Zimbabwes.

"Yellow Card" präsentiert sich primär als Versuch, westliches Kino zu adaptieren. Klischierte Szenen dürfen hier genauso wenig fehlen wie in Hollywood. So ist klar, dass der Held nicht ohne Weiteres in eine fremde Schule spazieren kann, um seine grosse Liebe zu treffen, ohne dabei deren Freund und dessen Gang gegen sich aufzuhetzen. Originell ist hierbei höchstens, dass für einmal die Rollen der Hautfarben anders verteilt sind. Und wen überrascht es, dass sich zwei Menschen, die vor dem Regen unter einem Wellblechdach Zuflucht suchen, ohne grossen Umschweife in die Arme fallen und zusammen ins Bett steigen? Viele Szenen und Wendungen des Films sind vorhersehbar, Überraschungen bleiben meist aus. Äusserst bedauerlich ist zudem der Umgangston mit Frauen. In der streng patriarchalischen Gesellschaft werden diese zu "guten Ehefrauen" erzogen und ihre Gehirne in Witzen auch mal als klein bezeichnet. Das Lachen bleibt einem im Halse stecken.

Trotz dem gemeinsamen Thema Fussball hält "Yellow Card" einem Vergleich mit "Bend it Like Beckham" nirgends stand. Der letztjährige Sommerhit kam um Längen spritziger und stimmiger daher.

06.05.2003

3.5

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