Werner - gekotzt wird später! Deutschland 2003 – 81min.

Filmkritik

Aus dem norddeutschen Biersaufreservat

Filmkritik: Valentin Rabitsch

Werner, die kumpelhafte Hänger-Figur des norddeutschen Comicautors Brösel, ist ausgesprochen zeitgeistresistent. Auch in seinem neuesten Filmabenteuer wird gesoffen und gequatscht, als wären die Freak- und Hippie-Jahre eben erst angebrochen. Dem Film ist eine gewisse grafische Originalität nicht abzusprechen, die Dramaturgie erschöpft sich freilich in repetitiven Running-Gags .

Von wegen "gekotzt wird später": gerade mal ein paar Einstellungen können sich die Verantwortlichen von Werners neuerlichem Kinoauftritt zurückhalten, bis sie die erste Kotz-Szene zum Besten zu geben. Ausnahmsweise steht diese nicht im Zusammenhang mit dem obligaten, exzessiven Bierkonsum der Werner-Clique, sondern mit versehentlich gekosteter Scheisse - was ja auch kein untypischer Werner-Gag ist.

Die Szene ist Teil der Eröffnungssequenz, in welcher ein entfesselter Fussball auf einem korsischen Campingplatz ein Chaos anrichtet. Werner (Sprecher: Klaus Büchner) interpretiert die gestörte Urlauberidylle mit der ihm eigenen Geschwätzigkeit in ein Fussballspiel zwischen dem "FC Chemo-Klo" und "TUS Isomatte" um. Die Fussballepisode - ein Zitat aus früheren Werner-Filmen - ist denn auch gleich der visuelle Höhepunkt von Michael Schaacks Werner-Animation.

Die Episode erweist sich als eine Erinnerung Werners an die guten alten Zeiten und veranlasst ihn und seine Saufkumpane schliesslich zu einem Ausflug in Richtung Korsika. Etappenziele sind unter anderem eine Klosterbrauerei und die Autofähre - beides Orte, an denen das Kotzen ebenfalls nicht, wie im Titel versprochen, auf später verschoben wird.

Anfängliches Transportmittel sind diesmal nicht Motorräder, sondern ein alter Ford Taunus (Nostalgie, Nostalgie!), der aber schon bald mit einem doppelt so grossen Spekulanten-Schlitten vertauscht wird, an welchem wiederum etliche Modifikationen vorgenommen werden. Werner und sein Kumpels haben, abgesehen vom Bölkstoff, bekanntlich auch fürs Basteln ein Flair - genau wie der Comicautor Rötger Feldmann alias Brösel, der sich nach wie vor bis zu einem gewissen Grad mit seiner anfangs der Achtzigerjahre erfundenen Figur zu identifizieren scheint.

Ein Gespür hat Brösel auch für die Vermarktung seiner Schöpfung. Man kann die Werner-Filme durchaus als Merchandising-Artikel des Comics bezeichnen: Sie sind an die Adresse von Brösels Fangemeinde gerichtet, und diese hat ihnen an den deutschen Kinokassen bis jetzt soviel Treue erwiesen, dass mit "Werner - gekotzt wird später" bereits die vierte Verfilmung vom Stapel läuft.

Werner-Autor Brösel mag mit seinen subversiven Zeichnungen vor gut 30 Jahren einmal seine Typografen-Lehrstelle verloren haben - mittlerweile ist Werner trotz seiner rituellen Rocker- und Biersauf-Attitüde zu einem geradezu biederen Nostalgiker mutiert. Eine Subversion bleibt in den Werner-Filmen immerhin bestehen: die konsequente Verweigerung jeglichen intellektuellen Anspruchs. Wer will, kann darin die anti-elitäre Solidarisierung mit bildungsmässig Unterprivilegierten sehen. Viel interessanter werden die repetitiven Abenteuer von Werner und seinen Kumpels dadurch allerdings auch nicht.

17.02.2021

2

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Kommentare

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Mikelking

vor 11 Jahren

Ich steh eigentlich nicht so auf Trickfilme, aber dieser hier ist super.
Über die Polizisten habe ich mich am meisten amüsiert.


hihgnge

vor 20 Jahren

Ich hatte mich bei Cineman vorgängig erkundigt, was die 'Profikritiker' zum Film meinen. Da erwartete ich als echter Weneee-Fan wirklich nix besonderes. Aber im Kinosaal kam alles anders: So schlecht war der Film bei weitem nicht. Sooo viel wird ja nu wirklich nicht gereihert im Film. Vielleicht in der Szene mit der Fähre, wo alle grün werden und an der Reling hängen. Da ist die Idee, ins Rettungsboot zu sitzen der Anfang eines megageilen Schattenspieles. Und die Rückblenden zu Meister Röhrich fand ich auch echt zum röhren!! Der schmächtige Hr. Hüppenbecker, der Röhrich in abwesenheit von Wenee und Eckat kräftig zur Hand geht, war für mich einer der grossen Lacher. Wie der arme Hund von Röhrichs Bohrmaschine links- und rechtsherum gewirbelt wurde: einmalig! Wie die drei 'Helden' den Weg nach Korsika (auch durch die CH) hinter sich bringen: affenstark. Es fehlt höchstens an einem roten Faden. Dieser besteht nur aus dem Wunsch, in Korsika wieder mal nen 'Flachköpper' (CH=Ränzler) am Strand zu wagen. Ich muss mir auf jeden Fall die DVD besorgen, denn bei dem vorgelegten Tempo hab ich sicher nicht alle Gags (v. a. Wortspiele) mitbekommen. Und das Fusballspiel kommt für mich an jenes aus Teil 1 heran. Also Wenee-Fans: Der Film ist trotz anderslautendenm Urteil für Euch sehenswert. Aber geht bloss nicht alleine in den Film. Wir waren zu viert, und die einzigen, die sich einen 'Schranz' lachten. Aber dies von Herzen!!Mehr anzeigen


tuvock

vor 20 Jahren

das Wort Marihuana aussprechen hören. Als das fiel, fiel auch ich, wand mich am Kinoboden wie ein von einem nicht so ganz guten Dämonen besessener Neandertaler am Boden, röchelnd nach Luft, während ich Protoplasma aus meiner Speiseröhre ejakuliert habe. Der Stoff aus dem die Geister sind.

In der Zwischenzeit hat sich Meister RÖHRICH abgefunden das er seine 250 Kg schwere Werkzeugkiste mit 6 Fächern zum Friesenhaus schleppen muß, um mit seinem ausländischen, altertümlichen Arbeitskollegen ein Haus aus 1871 zu renovieren, und veranstaltet nicht nur eine Überflutungsüberschwemmung, sondern auch den 24 fachen Herzinfarkt einer veralteten Etepetete Tante.

Werner ist inzwischen, ach was weiss ich, ich kann das nicht so nach erzählen, die Ansammlung von absolut, teils sinnentschärften Bildfragmenten, mit dazugehöriger doch passender Handlung, muß man sich einfach anschauen, denn es würde gleichkommen als würde man alte Micky und Donald Episoden nacherzählen.
Zumindestens müssen unsere Hauptakteure aus 856 statt 252 Knochen im Körper bestehen. Und als das Oldsmobile zu einer Pershingähnlichen Mirage Mondlandungskapsel umgebaut wurde, musste ich unweigerlich an die Arbeitsschritte von „ Tanz der Teufel 2 „ denken.
Die Stimmen, sind einfach grandios. Die Synchronsprecher passen allesamt zu den Charakteren sehr gut und sehr genau. Die Handlung ist sehr schnell erzählt und kommt einem wie 2 Std. vor, da so viel passiert, würde man das in echt drehen, bräuchte man mehr Budget als Titanic.
Die Dialoge, sie sind einfach spitze. Sicher gibt es einige Verschnaufverlangsamungsmomente im Film, die den armen nicht so dialoglastig gewohnt ungeplagten Zuseher dazu ermutigt sich doch noch ein paar Tropfen 90 % igen zwischen die Flügeln zu schütten, um seinen akuten Flüssigkeitsnotstand im Blut aufzufüllen, aber das sind nur wenige. Ab der Hälfte wird der Film ruhiger, und die Superlacher vergehen, aber das macht nichts. Das Kino war halbwegs optimal angesabbert, meine Freundin badete sich in verschiedenen nicht so ganz keimfreien Körperflüssigkeiten, während ich mich in Handschellen badete, als mich wer da abführte.
Doch den entkam ich mit der Tatsache das mein Alter Ego Bruce Lee ist, und konnte den Film schnellstens wieder weitergenießen. Der Film ist so richtig für Werner Fans, und solche die es noch nicht sind.
Es passiert dermaßen viel, es wird dermaßen viel gesoffen, gekotzt, gepisst und geschissen, das es weitreichendere Folgen hat als eine Internationale Inkontinenzstation im 2. Weltkrieg in der Normandie.

Eigentlich ein Film der für jeden zu empfehlen ist, der gerne lacht und sich Zeichentrickfilme ansieht, bis auf Kleine Babys, die noch nicht verstehen um was es geht.

88 von 100Mehr anzeigen


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