Travellers and Magicians Australien 2003 – 108min.

Filmkritik

Reise zu sich selbst

Filmkritik: Irene Genhart

Der zweite Spielfilm von Khyentse Norbu erzählt in Bildern von magischer Schönheit die parabelartige Geschichte von der Läuterung eines jungen Mannes aus Bhutan.

Von traumhafter Schönheit ist "Travellers and Magicians", nach "The Cup" (1999) der zweite Kinofilm des buddhistischen Lamas Khyentse Norbu. Er erzählt die Geschichte einer doppelten Reise: Die erste handelt vom bhutanischen Jungoffizier Dondup (Tshewang Dendup). Dondup hat im Bergdorf Khumbar seinen ersten Posten angetreten, doch das Landleben ohne Vergnügungsangebote wie Disco, Kino und coole Girls ist nicht sein Ding. Von Kopf bis Fuss auf Nike, Jeans und Westpop eingestellt, wirkt er im Dorf wie ein Fremder und setzt alle Hebel in Gang, um sich in die USA abzusetzen.

Eines Tages erhält er einen Brief, in dem er aufgefordert wird, binnen zwei Tagen in der nächsten Stadt sein Visum abzuholen. Hals über Kopf geht Dondup auf Reise. Er verpasst allerdings den bloss alle zwei Tage fahrenden Bus, und so bleibt ihm, wie vielen anderen, nichts anderes übrig, als den Weg unter die Füsse zu nehmen und auf eine Mitfahrgelegenheit zu hoffen.

Das Bild dieser ewigen Wanderer, denen man auf Reisen im Bhutan überall begegne, habe ihn schon lange gereizt, meint Khyentse Norbu. Als zweite Inspirationsquelle für seinen Film führt er eine Erzählung des Japaners Yasunari Kawabata an, die sich um eine Gruppe Reisender dreht. Der grösste Teil von "Travellers and Magicians" aber ist die Adaption einer buddhistischen Fabel, die ein junger Mönch (Sonam Kinga) Dondup unterwegs erzählt.

Diese handeltl von einem in seiner Heimat ewig unzufriedenen Mann, der mittels Zaubertrank auf Reise geschickt wird und einer wunderschönen Fremden begegnet, dabei aber alptraumhafte Erfahrungen macht. Zurückgenommene Farben; aufs Minimum reduzierte Dialoge; Szenen, die, von magischen Obertongesängen unterlegt, in ihrer Poesie an Jean Cocteaus "La belle et la bête" erinnern: Märchenhaft hebt sich die Fabel des Mönchs vom Rest des ansonsten real-dokumentarisch wirkenden Films ab, birgt gleichzeitig aber eine tiefe Wahrhaftigkeit in sich. Denn je mehr Kilometer Dondup und seine Mitreisenden zurücklegen, desto länger dauert die Erzählung des Mönchs und desto weiter weg rückt Amerika.

"Travellers and Magicians" ist der erste, ganz im Königreich Bhutan gedrehte Spielfilm. Er handelt von Männerträumen und der Schönheit der Frauen und wägt die Reize westlicher Vergnügen gegen die Liebe zur östlichen Heimat ab. Das klingt moralisierend. Doch Norbus Belehrungen tragen die verschmitzte Weisheit des Lächelns in sich, und so lassen wir uns zusammen mit Dondup gerne belehren, dass ein Offizier aus Bhutan in seiner Heimat eine weit ehrwürdigere Aufgabe zu erfüllen hat als im Dreamland America Äpfel zu pflücken.

08.12.2004

4.5

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irenekarin

vor 19 Jahren

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