Schlusslichter Frankreich 2004 – 91min.

Filmkritik

Fahrt zur Hölle

Filmkritik: Simon Kern

Auf Frankreichs Strassen verschwindet eine entnervte Ehefrau spurlos. Auf der Suche begibt sich ihr zunehmend alkoholisierter Gatte in grösste Gefahr. Ein wenig stimmiger französischer Thriller mit Carole Bouquet und Jean-Pierre Darroussin.

Manch ein Ehemann wünscht seine Gattin zum Teufel. Das allein gibt indes noch keinen Film her. Schon eher, wenn die Partnerin dann unversehens spurlos verschwindet. Eines der faszinierendsten Beispiele aus dieser Ecke ist der holländische Thriller(-Tipp) "Spoorloos" von 1988, der später mit Jeff Bridges als "The Vanishing" kaputtadaptiert wurde. Wie in jenem Film erweisen sich in "Feux rouges" die Strassen Frankreichs als Bermudadreieck, wo Reisende sich simsalabim in Luft auflösen.

In Cédric Kahns Thriller ist es Hélène (Carole Bouquet), deren Spur sich bei einer Raststätte nahe einer Schnellstrasse gen Südfrankreich verliert. Im Zoff hat sie von ihrem Mann Antoine (Jean-Pierre Darroussin) Reissaus genommen, der sie mit andauerndem alkoholischem Nachtanken und zunehmend aggressivem (Fahr-)Verhalten gegen sich aufgebracht hatte. Als Antoine die Notiz auffindet, dass Hélène per Zug weiterreise, versucht er vergebens, sie an einer Bahnstation abzufangen. Stattdessen schliesst der Ehemann Bekanntschaft mit einem finsteren Gesellen, der ihn in höchste Gefahr bringt. Und als Hélène wie vom Erdboden verschluckt bleibt, bekommt Antoine erst recht Anlass zur Sorge.

Anders als in "Breakdown" (1997) und Polanskis "Frantic" (1988) mit ähnlichen Ausgangslagen, geniesst Cédric Kahns Hauptfigur keine detektivischen Erfolge. Sein "Held" ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Was sich in "Feux rouges" mitunter Gräusliches zuträgt, entzieht sich völlig seiner Kontrolle. Dass dem Publikum dadurch wenig mehr übrig bleibt, als Antoine beizuwohnen, wie er stetig besoffener durch den eher dünnen Plot irrt, trägt nicht gerade zur Spannung bei. Und dabei ist dieser eine für den Autoren der Buchvorlage George Simenon ("Kommissar Maigret") typische gebrochene Figur, und auch die einzige annähernd ausgestaltete. Ganz anders die Rolle des diskreterweise hier nicht näher beschriebenen Schurken, deren Wichtigkeit für die Handlung in grobem Konstrast zu ihrer Glaubwürdigkeit steht.

Dass auch die Auflösung der Geschichte im Buch besser funktionierte, darf vermutet werden. Was sich nämlich mit Hélène abseits von Antoines Handlungsstrang zuträgt, ist viel zu schwerwiegend, um als nebensächliche Episode abgehandelt zu werden. Solcherlei Unstimmigkeiten irritieren an dieser Geschichte, in der neben einer untypisch abgewrackten Heldenfigur wenig passt.

01.02.2021

2.5

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