CH.FILM

De Fem benspænd Belgien, Dänemark, Frankreich, Schweiz 2003 – 90min.

Filmkritik

Filme drehen: ein Männerspiel

Filmkritik: Irene Genhart

In "The Five Obstructions" dreht Jorgen Leth unter Anleitung von Lars von Trier fünf Variationen auf seinen 1967 entstandenen Kurzfilm "The Perfect Human".

Dass Lars von Trier Spass daran hat, die Regeln der Filmkunst zu hinterfragen, hat er nicht nur durch seine zentrale Rolle beim Entwurf des "Dogma 95" Manifests bewiesen, sondern auch mit eigenen Filmen wie "Dogville", "Dancer in the Dark" und "Breaking the Waves". Auch dass er die Mitmenschen gern an die Grenzen ihrer Belastbarkeit führt, ist verschiedentlich ruchbar geworden.

Ein Film, in dem sich das Phänomen "Lars von Trier" in entlarvender Offenheit selber deklariert, ist der von von Trier in Zusammenarbeit mit seinem Landsmann Jorgen Leth gefertigte Streifen "The Five Obstructions". Zu beschreiben ist dieser in etwa als Experimental-Spielfilm-Doku mit Anleitung. Das Arrangement ist simpel: Jorgen Leth, geboren 1937, Regisseur, Produzent, Poet, Fernsehmensch und in Dänemark derart geschätzt, dass ihm der Staat seit 1995 Unterstützung auf Lebzeiten garantiert, hat 1967 einen 12-minütigen Kurzfilm mit Titel "The Perfect Human" gedreht. Lars von Trier ist von diesem derart angetan, dass er ihn schon über zwanzig Mal gesehen hat. Im Jahr 2001 bittet er Leth, fünf Variationen auf "The Perfect Human" zu drehen, zu deren Entstehung er, Lars von Trier, jeweils je andere Bedingungen festlegt.

Gesagt getan. Resultat: "The Five Obstructions", ein Film in protokollarischer Form, beginnend Anfang 2001, endend im Sommer 2003. Zu sehen gibt es: Fünf Kurzfilme, eingebettet in einen Dokfilm, in dem sich von Trier und Leth jeweils treffen, um sich über den soeben fertig gewordenen und die Bedingungen für den nächsten Film unterhalten. Eingeflochten finden sich Auszüge aus "The Perfect Human", eine vierte Ebene bilden Aufnahmen von Leth während der Dreharbeiten.

Das Experiment ist spannend: Die Variationen auf "The Perfect Human" reichen von der "simplen" Nachverfilmung in Kuba, über deren Pervertierung in Bombay und die Perfektionierung in Brüssel bis zur Trickfilm-Version. Sie gipfeln in einer Episode, in der Jorgen Leth unter Regie von Lars von Trier den perfekten Menschen spielt. Noch spannender zu beobachten aber ist, wie sich das Verhältnis von Trier zu Leth verändert: Es ist, sagt Leth einmal, wie in einem Tennisspiel: Von Trier serviert hart - ich gebe härter zurück; er serviert fies - ich kontere schlitzohrig.

Konkret: Sagt Leth, er möge es, in seinem Film die Zeit vergehen zu spüren, befiehlt ihm von Trier, dass die Einstellungen des nächsten Films maximal 12 Frames, also eine halbe Sekunde lang sein dürfen. Sagt Leth, er hasse Cartoons, befiehlt ihm Trier, einen Trickfilm zu drehen. Interpretieren lässt sich das Ganze als lockeres Spiel zwischen zwei Berufskollegen. Oder als eine filmische Abhandlung übers Filmedrehen. Oder als wunderbar lakonische Parodie auf das Verhältnis zwischen Studioboss und Regisseur.

01.06.2021

4

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