Coffee & Cigarettes Italien, Japan, USA 2003 – 96min.

Filmkritik

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Filmkritik: Andrea Bleuler

Mehr als zwanzig Jahre ist es her, seit Jim Jarmusch mit "Stranger than Paradise" über Nacht die US-Filmwelt auf den Kopf stellte. In "Coffee and Cigarettes", einer Sammlung von Szenen, die sich beim Konsum von Kaffee und Zigaretten zutragen, wird deutlich, dass sich Jarmusch bis heute nicht hat zurechtschleifen lassen. Triviales ist Trumpf, so das unamerikanische Konzept, welches inzwischen von so vielen übernommen worden ist.

Ein Film in schwarzweiss. Zwei Personen sitzen an einem Tisch und unterhalten sich, angefeuert von Nikotin und Koffein, über alles mögliche. Mental-verbales Schach, so Jarmusch selbst. Mehr gibt's nicht zu sehen, Freunde des Actionfilms!

Das Projekt "Coffee and Cigarettes" wurde bereits 1986 ins Leben gerufen, als Jarmusch eine Anfrage erhielt, für "Saturday Night Life" einen Kurzfilm zu drehen. In der 6-minütigen Urfassung sassen sich Roberto Benigni und Steven Wright gegenüber. Die Version von 2003 versammelt nun eine verbale Parade von diversen Kult-Menschen aus Musik, Kunst und Film. Die einzelnen Szenen waren zwar vorgeschrieben, doch wird auch kräftig dazu improvisiert: "Coffee and Cigarettes" ist ein Produkt für risikofreudige Fans, hirnlastige Konzepter, Film-Fanatiker und Freunde des Schauspiels.

Etwas verkrampft kommt der Clip von Cate Blanchett daher, die sich selber und auch ihre Cousine spielt, welche mit ihrem Erfolg nicht klar kommt. Herzerwärmender ist Alfred Molina (Diego Rivero in "Frida") im Gespräch mit Steve Coogan oder auch Bill Murray, der sich mit GZA und RZA vom Wu-Tang Clan über Alternativmedizin unterhält und das schwarze Gebräu direkt aus der Kanne trinkt. In weiteren Szenen sind Iggy Pop, Tom Waits oder auch Jack und Meg White, die einst verheirateten beiden Bandmitglieder von "The White Stripes" zu sehen.

Jim Jarmusch zelebriert das Spiel - eine Situation, zu der immer mindestens zwei gehören und deren Entwicklung ungewiss ist. Dies als ein filmisches Erlebnis zu schätzen und das Risiko insofern mitzutragen, dass nicht alles in gleichem Masse gefallen kann, ist nicht jedermanns Sache, hat uns doch die kollektive Filmerfahrung auf Schlüssigkeit getrimmt. Jarmusch darf sich glücklich schätzen, ein unfehlbares Gefühl für verbale und non-verbale Momente zu haben. Diese hart aneinandergereiht an ein Kinopublikum bringen zu können, ist ebenfalls ein Privileg.

12.09.2019

3.5

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Kommentare

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fitsche

vor 19 Jahren

einige dieser Kurzfilm-Gespräche sind sicher sehr amüsant, einige andere hingegen sind eher langweilig. Die besten Konversationen sind sicher Roberto Benigni im Eröffnungsfilm, Iggy Pop & Tom Waits und schliesslich GZA, RZA & Bill Murray. Im ganzen aber sicherlich ein empfehlenswerter Film.Mehr anzeigen


Gelöschter Nutzer

vor 19 Jahren

Hey Lüt schribet mal chli öppis!


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