Devdas Indien 2002 – 180min.

Filmkritik

Romeo und Julia, Bollywood-Style

Filmkritik: Irene Genhart

Die teuerste Bollywood-Produktion aller Zeiten, Verfilmung eines fast hundert Jahre alten indischen Bestsellers, ist ein prunkvolles Liebes-Melodram, in dem sich Indiens Superstar Shah Rukh Khan vor Liebeskummer in den Tod trinkt.

13 Millionen US-Dollar hat Sanjay Leela Bhansalis "Devdas" gekostet. Und wenn sich eines sagen lässt über diese teuerste aller Bollywood-Produktion, die elf indische Oscars auf sich vereint und sich rühmen darf, der erste im offiziellen Programm von Cannes gezeigte Bollywood-Film zu sein: Es ist ein phänomenales Leinwandspektakel.

Prächtige Dekors, grandiose Bühnenbauten, exquisite Kostüme, prunkvoller Schmuck und Saris, deren Schleier die Normallänge ums X-fache überragen: Das alles ist darauf angelegt, dem Publikum Ohren und Augen übergehen zu lassen. Dazu kommen die phantastische Kamera von Binod Pradhan, sowie die von Pandit Birju Maharaj ebenso gefühlvoll wie dekorativ arrangierten Tänze und Ismail Darbars stimmungsvolle Musik. "Devdas" ist selbst für Bollywood grenzensprengendes Kino der Superlative - ein märchenhaftes, hundertachtzig Minuten dauerndes Melodrama, das es mit Musse und weit offenen Sinnen zu geniessen gilt.

Zu Grunde liegt dem Film eines der meistgelesenen Bücher Indiens: Sarat Chandra Chattopadhyays 1917 verfasster, gleichnamiger Roman, der bis heute an die zehn Mal verfilmt wurde. Dessen Geschichte - und darin dürfte sich die bis heute ungebrochenen Popularität begründen - bezieht sich auf die indische Legende vom Gott Krishna, seiner Liebe zur Hirtin Radha, und der Selbstlosigkeit Meevas, die ihrerseits Krishna ihr Leben lang hingebungsvoll verehrt.

"Devdas" beginnt mit der Rückkehr des "verlorenen" Sohnes: Zehn Jahre nachdem Devdas, wie in der Upperclass Indiens üblich, ins Ausland ging, um seine Ausbildung zu vollenden, kehrt er nach Hause zurück. Er wird von seiner Mutter sehnsüchtig erwartet, noch sehnsüchtiger aber erwartet ihn Paro, die Nachbarstochter, die inzwischen selber vom Mädchen zur bildhübschen jungen Frau herangewachsen ist.

Die Standesunterschiede zwischen dem begüterten, weltgewandten Devdas und der aus einfachen Verhältnissen stammenden Paro sind augenfällig. Dennoch verwandelt sich die ehemalige Kinderfreundschaft alsbald in eine glühende Liebe, der Devdas Familie aber rigoros den Riegel schiebt, als Paros Mutter ihre Tochter der Nachbarsfamilie als Braut anbietet. Zornig über die Rückweisung schwört Paros Mutter, ihre Tochter binnen sieben Tage weit besser zu verheiraten.

Überrumpelt von den Ereignissen verpasst es Devdas, den Eltern gegenüber seinen Mann zu stehen. Als er Paro an ihrem Hochzeitstag zurückerobern will, wendet sich diese verletzt von ihm ab. Devdas verlässt seine Familie und findet Zuflucht bei einem Freund, der ihn in die Welt von Alkohol und Prostitution einführt. Obwohl er in der Kurtisane Chandramukhi eine hingebungsvolle Lebensgefährtin findet, kann er seine grosse Liebe nicht vergessen und Paro geht es ähnlich.

Man kommt nicht umhin, sich bei "Devdas" an "Romeo und Julia" zu erinnern. Was für jede Shakespeare-Inszenierung gilt, gilt auch für "Devdas": Die Unmöglichkeit der von aussen immer wieder rettbar scheinenden Liebe wird einzig durch die Darstellung glaubwürdig. Auch diesbezüglich ist diese Verfilmung schlicht top: Die Hauptdarsteller Shah Rukh Khan, Madhuri Dixit und Aishwarya Rai sind nicht nur bezaubernd charmant und betörend gut aussehend, sondern auch phantastische Tänzer und Schauspieler.

31.05.2021

5

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Kommentare

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philm

vor 20 Jahren

Reinsitzen und im farbenprächtigen Bilderrausch versinken. Die kurzweiligen drei Stunden lohnen sich auf jeden Fall, besonders wenn es jetzt hier kalt und neblig wird...


hasi58

vor 20 Jahren

Die traurigste Liebesgesch.in den zartesten Tönen erzählt.


valantine

vor 20 Jahren

genial!


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