Meine Frau die Schauspielerin Frankreich 2001 – 95min.

Filmkritik

Yvan & Charlotte

Filmkritik: Nathalie Jancso

Ein Filmtitel, der schon alles vorweg nimmt, sozusagen Programm ist, ist ein schwieriges Unterfangen. Und doch entwickelt der Erstlingsfilm von Yvan Attal (Yvan, im Film und im richtigen Leben Charlottes Liebster) über Charlotte Gainsbourg (Charlotte, im Film und im richtigen Leben Yvans Liebste) einen eigenen Charme, der einen meistens vergessen lässt, dass man eigentlich schon weiss, worum es ihm geht.

Wenn Yvan mit Charlotte aus dem Haus geht, tun sich ihnen alle Türen auf: Der beste Platz im besten Restaurant von Paris, mit einem Lächeln vorbei am Türsteher in der Edeldisco... Doch muss er sich auch damit abfinden, dass Autogrammjäger an jeder Ecke lauern, jeder seine Frau fotografieren will, und sexy Filmstars regelmässig mit ihr ins Bett schlüpfen. Zwar nur vor der Kamera, die Eifersuchtsfantasien wuchern aber trotzdem langsam und stetig ins Unermessliche.

Als Charlotte mit dem Herzensbrecher John (Terence Stamp) in London dreht, bringt dies das Fass endgültig zum überlaufen. Yvan wird, von Freunden und Bekannten immer wieder auf die ungeheuerlichen Entblössungen seiner Frau im letzten Film angesprochen, zum Getriebenen und fährt alle paar Tage mit den Eurostar auf die Insel, um zu kontrollieren und zu monieren. Der Höhepunkt der Krise ist erreicht, als er eines Tage auf dem Set allesamt nackt vorfindet. Da helfen keine Erklärungen seitens der verunsicherten Ehefrau, die ein demokratisches Nacktsein während ihrer Bettszene forderte. Yvan, seines Zeichens rationaler Sportreporter, will die orgiastische Welt der Thespen einfach nicht verstehen.

Den mehrheitlich eingebildeten Probleme des "Celebrity"-Paars stellt Attal im Film seine Schwester und deren Mann gegenüber, die mit so profanenen Problemen zu kämpfen haben, wie "soll unser Kind jüdisch oder christlich erzogen werden?" oder "soll unser Kind, sofern es ein Sohn ist, beschnitten werden oder nicht?"

Ohne wirklich neue, tiefschürfende Einsichten, aber unterhaltsam aufbereitet, präsentiert sich Yvan Attals Regieerstling. Er, der als Schauspieler bei uns mit "Love etc." (ebenfalls mit Charlotte Gainsbourg) bekannt geworden ist, mag im realen Leben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben: Charlotte Gainsbourg, als Tochter von Jane Birkin und Serge Gainsbourg sozusagen schon von Geburt an zur Berühmtheit geadelt, erregt wahrscheinlich mehr Aufmerksamkeit als der doch eher unscheinbare Attal. Aber immerhin kennt er, im Gegensatz zu seiner Filmfigur, die Sitten und Gebräuche innerhalb der Schauspielgemeinde aus eigener Erfahrung. Die Peinlichkeiten heftiger Sexszenen, der Mundgeruch zu küssender Filmpartner - schon lange glauben nur noch die naivsten unter den Fans, dass das Dasein als Star wahrhaftig die erstrebenswerteste aller möglichen Lebensformen ist. Und doch: Wenn der reale Yvan seiner realen Charlotte mit diesem vergnüglichen Film ein kleines Denkmal setzt, beneidet man die beiden. Und die Gainsbourg strahlt eine Gelöstheit und verspielte Lässigkeit aus, wie man sie von ihr, die gerne von dunklen, melancholischen Rollen angezogen wird, gar nicht kennt.

18.05.2021

4

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gorgeus

vor 22 Jahren

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