Lagaan - Once Upon A Time In India Indien 2001 – 222min.

Filmkritik

Monumentales Kricket

Filmkritik: Senta van de Weetering

"Lagaan" ist ein Produkt des sogenannten Bollywood, der Produktionsstätte der indischen Filmindustrie. Die unheimliche Menge von Filmen, die dort hergestellt wird, beschränkt sich in ihrer Verbreitung normalerweise auf den asiatischen Markt. Das monumentale drei-Stunden-Epos "Lagaan" hingegen macht die Runde um die Welt und hat am Filmfestival in Locarno mit politisch korrekter Message und unpolitischem Inhalt den Publikumspreis gewonnen.

Captain Andrew Russel (Paul Blackthorne) ist ein ausgemachter Widerling. So sehr, dass selbst seine Schwester sich gegen ihn wendet. Denn der Befehlshaber der englischen Kolonialmacht in Indien - der Film spielt gegen Ende des 19. Jahrhunderts - schliesst mit den Bauern des Dorfes Champaner eine Wette ab: Wenn sie seine Mannschaft im Kricket besiegen, so bezahlen sie während drei Jahren keine Steuern. Verlieren sie hingegen, so schulden sie ihm das Doppelte. Die Bauern allerdings haben wegen einer anhaltenden Dürre schon Mühe, die normalen Steuern aufzubringen. "Lagaan" heisst übrigens der Zehnte, die Steuer also, welche von den Indern für die englische Krone gefordert wird.

Integrierte Didaktik

Es ist der junge, leidenschaftliche Bhuvan (Aamir Khan), der die Wette eigenmächtig annimmt und in der Folge zunächst die Dorfbewohner davon überzeugen muss, dass seine Strategie die richtige ist. Er überwindet alle Widerstände und integriert sogar, gegen den Widerstand aller, mit rhetorischem Feuer einen Unberührbaren in die Mannschaft. An dieser Szene zeigt sich deutlich, dass Film in Indien auch eine erzieherische Funktion hat: Unübersehbar sind hier die didaktischen Untertöne. Politisch ist er deswegen keineswegs. Zwar wird deutlich gemacht, dass die Steuer für die Bauern eine fast unerträgliche Belastung darstellt. Keine einzige Figur im ganzen Film denkt jedoch nur ein einziges Mal daran, das System als Ganzes in Frage zu stellen. Schliesslich geht es hier von Anfang bis zum Schluss um Unterhaltung.

Das indische Publikum weiss von Beginn weg, wer das Spiel gewinnen wird, und der Ausgang der Liebesgeschichte gibt genauso wenig Rätsel auf. Der Erfolgszwang einer Bollywood-Produktion ist enorm. Experimente kommen hier gar nicht in Frage. Aber auch das Publikum in den USA und Europa kennt die Situation aus unzähligen Sport-Filmen: Man weiss, es geht alles gut - und fiebert irgendwann doch mit. Zwar ziehen sich die Musik- und Tanzeinlage in "Lagaan" in die Länge, wenn man nicht auf indischen Pop steht. Trotzdem entwickelt der Film einen Sog, dem man sich immer schwerer entziehen kann.

25.05.2021

4

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Kommentare

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Gelöschter Nutzer

vor 21 Jahren

So schöne Lieder!!


philm

vor 21 Jahren

Traumhaftes Märchen wie der Taj Mahal


Gelöschter Nutzer

vor 21 Jahren

Bin beeindrukt. Spielt doch mehr so indische Filme.


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