CH.FILM

Frau2 sucht HappyEnd Deutschland, Schweiz 2001 – 95min.

Filmkritik

Verlorene Herzen

Thomas Hunziker
Filmkritik: Thomas Hunziker

Wahre Liebe lässt sich nur in Filmen finden, davon sind auch die Deutschen überzeugt. Regisseur Edward Berger lässt Ben Becker und Isabella Parkinson auf der hoffnungsvollen Suche quer durch Berlin irren. Sein Film erinnert aber mehr an Hollywood-Vorbilder als an wahre Liebe.

Gregor (Ben Becker) und Mai (Isabella Parkinson) leben beide in Berlin und sehnen ihrer unerfüllten Liebe nach. Gregor war – und ist irgendwie immer noch – in die mittlerweile erfolgreiche Sängerin Lea (Sabrina Setlur) verliebt. Da er den durch die Trennung ausgelösten Schmerz einfach nicht überwinden kann, flüchtet er sich in seinen Zynismus, den er die Hörer seiner Radiosendung spüren lässt. Mai ist in den Freund ihrer WG-Partnerin verliebt und quält sich in ihrem stillen Begehren. Bei einem Beinahe-Unfall hört sie gerade wie Gregor im Radio einen alternden Romantiker zu entmutigen versucht. Das Lied, das er für ihn spielt, geht Mai fortan nicht mehr aus dem Kopf. Sie tritt mit dem von der Liebe enttäuschten Moderator übers Internet in Kontakt, lügt ihn aber gleich zu Beginn an. So ist auch diese Beziehung zum Scheitern verurteilt. Mai gibt aber nicht klein bei und wagt es, sich mit dem Unbekannten zu verabreden. Doch ausgerechnet als Gregor seine Wohnung verlässt, kommt ihm auf dem Weg zu seiner grossen Liebe das Schicksal in den Weg.

Obwohl Regisseur Edward Berger seinen Liebesfilm in den verregneten Strassen von Berlin ansiedelt, bedient er sich unverschämt bei den Handlungssträngen aus bekannten Hollywood-Filmen. Kein Wunder also hat man ständig das Gefühl, dass man die Geschichte schon einmal gesehen hat. Das Internet als Medium für anonyme Liebesbotschaften ist aus "You've Got Mail" bekannt. Während sich Tom Hanks und Meg Ryan per E-Mail näher kommen, knüpfen Ben Becker und Isabella Parkinson in einem Chat-Room Kontakt zueinander. Schliesslich verwendet Berger auch noch das entscheidende Element aus Sleepless in Seattle, bzw. An Affair to Remember, und nimmt dem Film dadurch auch noch den letzten Funken an Originalität. Gleichzeitig versucht er aber auch den Kitsch der üblichen Liebesfilme zu vermeiden und bringt eine düstere Berliner Weltschmerzstimmung in seine Geschichte ein. Das Talent des Regieneulings zeigt sich denn auch nicht in der Erzählung der Geschichte, sondern in der visuellen Umsetzung und einer geschickten Verdichtung der Atmosphäre. Dies alles lässt jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Handlung ziemlich einfallslos und trotz allen Bemühungen voller Klischees ist.

"Frau2 sucht HappyEnd" steht klar im Schatten von zwei deutschen Liebesfilmen der letzten Jahre, die Begeisterung für das deutsche Kino zu wecken vermochten. Im Vergleich zu Lola rennt und Im Juli werden die Schwächen von Bergers Regieerstling klar ersichtlich: Da ist weder die pulsierende Begeisterung und Frische von Lola rennt zu spüren, noch die beschwingte Unbekümmertheit von Im Juli. Mehr Schmerz als Herz, was Edward Berger dem Publikum hier vorführt.

18.05.2021

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