Departure Japan 2001

Filmkritik

In Ruhe die Stiefel schnüren

Filmkritik: Simon Kern

Das Stimmungsstück "Departure" handelt von der letzten Nacht dreier Jugendlicher vor dem Aufbruch zur Uni, in eine fremde Stadt, in die grosse Welt, ins "richtige" Leben. Drehbuchautor und Regisseur Yosuke Nakagawa erzählt ohne die Hysterie vor bedeutenden Abschieden, aber auch nahezu ohne Inhalt.

Bei uns im Westen wäre das natürlich alles ganz anders. Einen letzten Abend unter Freunden, bevor es hinaus geht in die weite Welt und ins neue Leben, den würden wir wohl überschwänglich begehen, allenfalls wehmütig, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aber ganz ordentlich besoffen. In diesem Film jedoch aus einem anderen Kulturkreis und dem Jahre 2001 ist Einhalt Sache. Mit "Departure" legt uns Yosuke Nakagawa kein Dokument jugendlichen Exzesses vor, sondern ganz im Gegenteil die Momentaufnahme bedeutungsträchtiger Stille unmittelbar vor einem Aufbruch.

Kaum überraschend ist die Handlung von "Departure" knapp gehalten. Für drei jugendliche Japaner bricht eine ganz besondere Nacht an, nach der sich ihre Wege trennen werden. Syusuke (Tomoyuki Otsuka) beabsichtigt für ein Designstudium nach London zu ziehen, Kazuya (Keigo Heshiki) die Universität in Tokio zu besuchen und Masaru (Hirokazu Kagawa) auf Okinawa zurückzubleiben. Die drei verbringen nicht mal den Abend gemeinsam, denn allesamt haben sie noch Letztes zu verrichten. Syusuke ringt seiner erfolglos Angebeteten eine Liebesnacht ab, Kazuya hat seiner ahnungslosen Freundin nur schon seine baldige Abreise zu beichten und Masaru geht schlicht in einer Karaokebar arbeiten - wobei er immerhin eine mysteriöse Bekanntschaft macht.

Seinen erzählerisch knapp gehaltenen Film kleidet der Mittvierziger Yosuke Nakagawa mit vornehmlich statischer Kamera in schlichte Bilder, seine inszenatorischen Einfälle sind beschränkt auf eingestreute Detailaufnahmen der Lokalitäten, auf Stimmungsbilder mit Natur und Wetter, untermalt von atmosphärischer Musik. Auch die bloss skizzierte Gestaltung der Figuren und die beiläufigen Dialoge sprechen die Sprache eines Regisseurs, dem die Handlungsebene seines Filmes nicht dringendstes Anliegen ist. Wie sonst liesse sich erklären, dass er zum Schluss des Filmes minutenlang das - naturgemäss wenig überbordende - Treiben einer Muschel unter Wasser zeigt. Wenn man ihm etwas vorwerfen möchte: Yosuke Nakagawa schafft zarte Stimmung, wo sich manch eine Zuschauerin wohl eine wesentlich aktivere Auseinandersetzung der Figuren mit deren Schicksal wünschen dürfte.

03.10.2005

3

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