The Closer You Get Irland, Grossbritannien 2000 – 91min.

Filmkritik

Amüsanter Kampf der Geschlechter

Filmkritik: Natalie Rüfenacht

Mit "The Closer You Get" präsentiert "Full-Monty"-Produzent Uberto Pasolini eine weitere "typisch britische" Komödie über kauzige Gestalten, die zusammenspannen, um sich aus einer Notlage zu befreien. Und was das Angebot an Frauen betrifft, dessen sind sich die männlichen Singles einig, herrscht im winzigen nordirischen Kaff Kilvara wirklich akuter Notstand. Ein heiterer Sommerfilm von Aileen Ritchie - der es aber nicht mit der Originalität eines "The Full Monty" oder mit dem bestechenden Witz eines "Waking Ned Divine" aufnehmen kann.

Eine Billigstproduktion, die zum weltweiten Kassenschlager wird - davon träumt wohl jeder Filmproduzent. Kein Wunder also, dass die überraschenden Riesenerfolge "The Full Monty" und "Waking Ned Divine" zahlreiche mehr oder weniger lustige Plagiate zur Folge hatten. Zuletzt wurde das Erfolgsrezept (schrullige Gestalten spannen zusammen, um sich auf unkonventionelle Weise aus einer Notlage zu befreien) in "Saving Grace" aufgewärmt. Und mit "The Closer You Get" wartet jetzt auch der Produzent von "The Full Monty", Uberto Pasolini, wieder mit einer "typisch britischen" Komödie auf.

Doch nicht finanzielle Sorgen stehen im Mittelpunkt von "The Closer You Get". Das schrumpfende Häufchen Bewohner des winzigen nordirischen Küstenkaffs Kilvara plagt ein viel existenzielleres Problem: chronischer Frauenmangel. Um dem abzuhelfen, beschliessen die männlichen Singles des Dorfes, ein Inserat im Miami Herald aufzugeben. Die Männer haben aber die Rechnung ohne die Postbeamtin gemacht, die jeden verdächtigen Brief erst mal über dem Dampf ihres Teekessels öffnet. Natürlich dauert es nicht lange, bis alle Frauen erfahren haben, dass sie bis zum jährlichen Dorfball durch "sportliche amerikanische Frauen zwischen 20 und 21" ersetzt werden sollen. Und während die Männer in Erwartung der amerikanischen Schönheiten jeden Tag zur Bushaltestelle pilgern, plant das schwache Geschlecht von Kilvara den Gegenschlag.

Überwältigende Aufnahmen einer der schönsten Landschaften Nordirlands, kauzige Gestalten in wetterfester Kleidung und das obligate Dorfpub: Die britische Regisseurin Aileen Ritchie hält sich in ihrem Erstlingswerk an die altbewährte Postkartenidylle. Klischees, die jedoch durch die hervorragenden Darsteller ein wenig abgefedert werden. Vor allem die mit beiden Füssen auf dem Boden stehenden Frauen des Dorfes verleihen dem Film Authentizität. Allen voran Niamh Cusack als Frau des Pub-Besitzers Kate und die junge Laienschauspielerin Cathleen Bradley als Siobhan. Die männlichen Darsteller jedoch leiden ein wenig unter dem etwas gar unvorteilhaften Verhalten, das sie in ihren Rollen als egozentrische Hinterwäldler an den Tag legen müssen.

Auch wenn man die Regisseurin für diese ungerechte Rollenverteilung tadeln müsste - amüsant ist sie durchaus. Und noch mehr Witz steckt in den skurrilen Dialogen von Drehbuchautor William Ivory. Wer jedoch von der heiteren Sommerkomödie "The Closer You Get" ein zweites "Waking Ned Divine" erwartet, wird enttäuscht sein. Dazu sind die Pointen und die Story dann doch zu vorhersehbar. Oder gibt es tatsächlich jemanden, der noch nicht herausgefunden hat, auf welches Sprichwort der Titel des Films anspielt?

10.11.2020

3

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