Love me Frankreich 2000 – 107min.

Filmkritik

« Wenn Sie nichts verstehen, ist es normal »

Flavia Giorgetta
Filmkritik: Flavia Giorgetta

Gabrielle Rose (Sandrine Kiberlain), die glühende Verehrerin des alternden Rockstars Lennox (Johnny Hallyday), reist auf ihrer verzweifelten Suche nach Liebe in die legendäre Stadt Memphis, Tennessee, wo sie zwar ihr Idol kennenlernt, aber nicht imstande ist, eine Beziehung zu ihm aufzubauen. Laetitia Massons Psychodrama handelt von der Demontage eines Idols, von Fankult und Selbstzerstörung.

Gabrielle Rose sucht verzweifelt nach Liebe. Dabei hält sie sich jedoch nicht an die Personen in ihrer Umgebung, die ihr Wärme geben wollen, sondern phantasiert von einem Sänger, dessen Abbilder seit ihrer Teenagerzeit eine ganze Wand ihrer Wohnung ziert. In geistiger Verwirrung reist sie nach Memphis, Tennessee, wo sie in einer Bar zufällig dem angehimmelten Sänger (Johnny Hallyday) begegnet. Er geht ihr aus dem Weg, doch sie kommt immer wieder zu ihm, bis er sich von ihrer Verliebtheit gerührt zeigt. Nun wird er durch einen mysteriösen Bewaffneten gezwungen, sie fallen zu lassen.

In ihrem Sinnestaumel fällt Gabrielle immer häufiger in stets länger dauernde Ohnmachtszustände. Bilder aus ihrer Vergangenheit in einem französischen Küstenort tauchen auf. Puzzleartig erfahren wir, wie sie dort mit einem ihr erstaunlich ähnlich sehenden Mädchen zusammen lebte, in einer Bar nächtlich neue Bekanntschaften schloss und viel zuviel Champagner trank. Der mysteriöse Mann, der sie in Memphis verfolgt und das Verhältnis zu ihrem Idol vereitelt hat, erscheint in ihrer realen Welt als Psychiater, und es wird klar, dass die Realität der Frau komplizierter ist, als es zunächst den Anschein machte.

Gabrielles Krankheit wäre eine spannende Ausgangslage für die Analyse des ins Morbide gesteigerten Fankults. Laetitia Massons Film lotet aber die Obsessionen und den selbstzerstörerischen Fanatismus der jungen Frau zu wenig gründlich aus. Wenn schliesslich ganze zwei Therapiesitzungen das Lebensgebäude der Frau zum Einsturz bringen und sie unversehens einem Happy End entgegenfliegen lassen, wird offensichtlich, dass nicht psychologische Genauigkeit dem Film zugrunde liegt. Der Verdacht drängt sich auf, ob hier Komplexität und Tiefe nicht durch Verwirrung der Zuschauer bloss vorgespiegelt wird. Diese scheint wohl laut der Regisseurin beabsichtigt: "Wenn Sie nichts verstehen, so ist das normal, wenn Sie verloren sind, so ist das [auch] normal, lassen Sie sich gehen. Das Gefühl muss Sie leiten. Man führt Sie in den Kopf der Hauptfigur. Einverstanden, dort drinnen sieht es nicht immer ganz einfach aus. Aber, ist das in Ihrem Kopf der Fall?"

15.12.2020

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