Birthday Girl Grossbritannien, USA 2000 – 93min.

Filmkritik

Direktimport ohne Rückgaberecht

Bruno Amstutz
Filmkritik: Bruno Amstutz

Ein kleiner Bankangestellter bestellt sich per Mailorder eine Braut aus Russland. Als sie ankommt, bekommt er zugleich mehr und weniger, als er erwartet hat. Die Gebrüder Jez und Tom Butterworth stricken eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, die den Schauspielern offensichtlich grossen Spass bereitet.

Zwanzig Millionen Frauen auf der englischen Insel sind dem Banker und Junggesellen John (Ben Chaplin) nicht genug Auswahl. Besser gesagt, er weiss, dass er mit seinem Leben in der Kleinstadt keine Chance hat, alle kennenzulernen. Gemäss dieser Philosophie versucht er sein Liebesglück im Internet und erwählt sich eine Braut aus Russland, die seinen Kriterien entspricht: Gutaussehend, teilt seine Interessen, spricht fliessend englisch.

Als am grossen Tag seine Bestellung aus der Aeroflot-Maschine steigt, ist der nervöse John zuerst positiv überrascht. Denn gutaussehend ist der Direktimport namens Nadia (eine dunkelhaarige Nicole Kidman), zweifellos. Als sie aber als erstes aus John's Autofenster erbricht und seine Smalltalkversuche konsequent nur mit "yes" beantwortet, kommen dem Käufer erste Zweifel an der Aufrichtigkeit des Produktebeschriebs. Mit Rückgaberecht und Geld-zurück-Garantie hapert es allerdings, und so sitzt der unbedarfte Bräutigam mit einer geheimnisvollen Fremden fest, die kein Wort seiner Sprache versteht.

Nadia gibt sich allerdings äusserst genügsam, beginnt hausmütterlich monströse Wollpullover zu stricken und macht klar, dass sie sich in der Sprache der Liebe bestens verständigen kann. Doch kaum hat sich John mit der Sachlage abgefunden, stehen neue Probleme vor der Tür: Yuri (Mathieu Kassovitz) und Alexei (Vincent Cassel), zwei überschwängliche russische Herren, die sich als Cousins von Nadia vorstellen und sich mit Charme und Vodka sofort in John's Wohnung einnisten.

Cassel und Kassovitz, die nicht erst seit "La Haine" eng befreundet sind, haben die Lausbubenrollen als Karikaturen russischer Kleinganoven sichtbar genossen. Mit ihrem lautstarken und offensivem Missbrauch von John's Gastfreundschaft fühlen sie sich in ihrem Element und plappern John in eiligst antrainiertem Russisch über seine Toleranzgrenze. Der zurückhaltende, aber charismatische Newcomer Ben Chaplin beantwortet die Herausforderung mit britischem Sarkasmus und trockenem Wortwitz.

Fliessbandarbeiterin Nicole Kidman, die 2001 bereits eine oscarnominierte Vorstellung für "Moulin Rouge" sowie den anspruchsvollen Part in "The Others" abgeliefert hat und aus David Fincher's "Panic Room" nur wegen einer Knieverletzung ausschied, vermag auch die Rolle der östlichen Femme Fatale auszufüllen. Das Etikett als Anhängsel von Tom Cruise kann sie, nicht nur wegen der Scheidung, definitiv an den Nagel hängen. Die zusammengewürfelte Schauspielergarde aus einem Engländer, einer Australierin und zwei Franzosen harmoniert erstaunlich gut. Russen hingegen findet man keine auf der Besetzungsliste - ironischerweise, weil die Filmemacher keine russischen Schauspieler finden konnten, die genügend Englisch sprachen.

Die Gebrüder Butterworth haben eine recht vergnügliche Mischung aus Komödie, Liebesgeschichte und Thriller zusammengebraut, die sich keinem der Genres vollständig verschreiben will. Das Resultat lässt Raum für Überraschungen, leider vermag der Streifen aber seinen Schwung nicht über die ganze Länge mitzunehmen. Ein origineller Ansatz und eine Umsetzung ohne platte Pointenklopferei entschädigen trotzdem weitgehend für die gelegentlich auftretenden Flauten.

10.11.2020

3

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

b-film mässig, aber nicht ganz uninteressant


joscuffil

vor 21 Jahren

ich habe mehr von Nicole Kidman erwartet


quia

vor 21 Jahren

platte geschichte...


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