Three Kings USA 1999 – 114min.

Filmkritik

Glücksritter der Golfkriegs

Filmkritik: Mathieu Morath

Ein Ex-Fernsehdoktor, ein Ex-Boygroup-Sänger und der Erfinder des Gangsta-Raps in einem Film zum Thema Golfkrieg. Das kann nicht gut gehen? David O. Russell beweist das Gegenteil. Mit George Clooney, Mark Wahlberg, Ice Cube und Wunderknabe Spike Jonze attraktiv besetzt, hat er mit "Three Kings" einen "Kriegsfilm" der besonderen Art geschaffen.

Wir schreiben das Jahr 1991. In der arabischen Wüste feiern die GIs ihren Sieg. Am Golfkrieg haben die meisten allerdings nur als Zaungäste teilgenommen. Die Arbeit haben vor allem High-Tech-Spezialisten und TV-Berichterstatter erledigt. Ein Special Agent (George Clooney) erfährt durch eine Indiskretion von kuwaitischer Gold-Millionen, die von den Iraki geraubt worden sind. Zur gleichen Zeit finden zwei Sergeants (Mark Wahlberg und Ice Cube) und ein einfacher Soldat (Spike Jonze) bei einem Kriegsgefangenen den Lageplan zum Versteck des Goldes. Die vier tun sich zusammen. Jeder von ihnen hat seinen Traum vom besseren Leben nach dem grossen Coup: Clooney bliebe von seiner bevorstehenden Rückkehr ins zivile Arbeitsleben verschont, Wahlberg hätte die Zukunft seiner jungen Familie gesichert, Ice Cube müsste nicht mehr auf dem Flughafen in Detroit Gepäck verladen, und Spike Jonze (im wirklichen Leben bekannt als Regisseur von Being John Malkovich) könnte seinen fehlenden Highschool-Abschluss vergessen machen.

Gutgelaunt brechen die Schatzsucher mit dem Jeep in irakisches Gebiet auf. Als Maskottchen dient ihnen Bart Simpson in Gestalt einer Stoffpuppe, als musikalische Unterhaltung die Beach Boys. Und zum Zeitvertreib spielen sie Tontauben mit sprengkörperbestückten Baseballs. Doch in Feindesland hört der Spass auf. Zwar herrscht Waffenstillstand, aber die irakischen Truppen gehen brutal gegen die Zivilbevölkerung vor. Die vier Hazardeure sehen sich vor ein moralisches Dillema gestellt: Sollen sie sich wider Befehl der Armeeführung einmischen und ihre eigenen Interessen verfolgen? Was sie sich als Abenteuer mit kalkulierbarem Risiko ausgemalt haben, fordert sie bald bis an ihre physischen und psychischen Grenzen.

Gedreht wurde in den Sanddünen Kaliforniens, in Mexiko und Arizona. Um die Protagonisten zu charakterisieren, liess sich Regisseur und Drehbuchautor David O. Russel von amerikanischen Militärs und irakisch-moslemischen Experten beraten. In Drehbuch, Ausstattung und Schauspielerführung verrät sich sein Bemühen um grösstmögliche Authentizität. Historische Wahrheit? Der Film thematisiert gerade die mediale Konstruktion von Realität, die genau in der Zeit des Golfkriegs Einzug in das öffentlichen Bewusstsein hielt. Er setzt offensichtliche Bildmanipulationen und spezielles Filmmaterial ein, das dumpf, grell und schliesslich warm wirkende Aufnahmen ermöglicht und die Oberfläche des Films jeweils nach Dokumentar-, Video- oder Spielfilm aussehen lassen. Der offiziellen Version des Golfkrieges setzt der Film seine abweichende Sicht entgegen: Nach dem Kriegsende ging der Krieg inoffiziell weiter, die irakische Armee bekämpft die aufständische Zivilbevölkerung, während die USA tatenlos zuschauen. Doch in "Thee Kings" bekommt der Feind - im Unterschied etwa zu neueren Kriegsfilmen wie Courage Under Fire oder G.I. Jane ein Gesicht. GIs und irakische Soldaten sowie Zivilpersonen bringen ihre unterschiedliche Religionen, Mentalitäten und auch ihre Vorurteile zur Sprache. Wer deswegen zuviel Political Correctness und Moralin befürchtet, darf beruhigt sein. Dafür ist "Three Kings" mit seinem Humor, seiner furiosen Action und seinen tollen Darstellern jederzeit viel zu unterhaltend.

25.01.2021

4

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

starke clooney, der erstmal richtig sein talent zeigt, e. r. war nur lächlen, aber man spürte hier, vielleicht gibt es mehr... er war lange zeit gar nicht mein favorite darsteller, aber im moment muss ich sagen er ist gut


Urs23

vor 12 Jahren

Genuss für jeden Actionfan.


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