Stuart Little Deutschland, USA 1999 – 84min.

Filmkritik

Mein Bruder ist eine Maus!

Filmkritik: Marc Mair-Noack

Das Mäuseleben ist hart. Der kleine Stuart scheint dem einsamen Nagerdasein entflohen zu sein, als ihn eine Menschenfamilie in ihr trautes Heim holt. Er geniesst sein neues Leben in vollen Zügen, bis ihm klar wird, dass er doch nicht ganz so willkommen ist. Die von Imageworks computeranimierte Maus wirkt erfreulich lebensecht. Und um nicht zu sehr von den teuren Effekten abzulenken, verzichtete man weise auf intelligente Handlung und glaubhafte Schauspielerei.

Da wünscht sich der kleine George Little (Jonathan Lipnicki) nichts weiter als ein kleines Brüderchen, und dann machen seine Eltern (Geena Davis, Hugh Laurie) beim Waisenhausbesuch alles falsch: Anstelle eines Jungen hat es ihnen nämlich die nette Waisenmaus Stuart angetan, die seit geraumer Zeit auf neue Eltern wartet. Aus lauter Mitleid wird der kleine Nager adoptiert und ins gemütliche Heim gebracht. George ist masslos enttäuscht. Eine weisse Maus entspricht nicht seinen Vorstellungen von einem Bruder. Der nette Stuart muss ihn nun davon überzeugen, dass er trotz Nagezähnen und weissem Pelz ein toller Freund sein kann. Doch es gibt noch mehr Probleme zu lösen: Hauskater Snowbell zum Beispiel, der die Maus schnellstens aus seinem Revier verschwinden lassen muss, will er vor seinen Kumpels das Gesicht bewahren. Ausserdem taucht plötzlich auch noch ein obskures Mäusepaar auf und behauptet, Stuarts leibliche Eltern zu sein.

Die Buchvorlage "Stuart Little" des amerikanischen Autors E. B. White mag dank seiner Charaktere und der ungewöhnlichen Handlung aufgefallen sein. Der Film bleibt hauptsächlich wegen seiner visuellen Effekte in Erinnerung. Um Stuarts Schnuppernäschen und die leuchtenden Augen möglichst sympathisch und herzerweichend unschuldig aussehen zu lassen, feilten die Designer von Imageworks zwei Jahre lang an der Gestaltung der Hauptfigur. Die Firma hat sich mit Filmen wie Godzilla, Contact oder Starship Troopers einen klingenden Namen für digitale Computeranimation gemacht, und auch bei Stuart Little ist das Ergebnis durchaus gelungen, auch wenn der Oscar dann doch an The Matrix ging. Zusammen mit der passenden Stimme von Michael J. Fox (in der Dialektfassung Edward Piccin) wirkt Stuart tatsächlich sehr lebensecht - nun, so lebensecht, wie eine Maus eben sein kann, wenn sie redet wie Michael J. Fox und ebenso adrette Pullover trägt.

Regisseur Rob Minkoff (The Lion King) setzte dem digitalen Katz- und Maus-Spiel mit Geena Davis und Hugh Laurie zwei an sich vorzügliche Realschauspieler zur Seite. Was jedoch er und Drehbuchschreiber M. Night Shyamalan, der immerhin für einen Erfolg wie The Sixth Sense mitverantwortlich ist, aus diesen Möglichkeiten machten, ist ein zwar durchwegs kindergerechtes, leider aber auch meist allzu braves Märchen. So erfrischend witzig die Dialoge rund um die digitalen und echten Tierchen sind, so zielsicher rutscht die Handlung ins Kitschige, sobald die menschlichen Mitglieder der Familie Little ins Spiel kommen. Georges Eltern geben sich dermassen aufgesetzt nett, dass selbst die kleinsten Kinozuschauer argwöhnisch werden müssen. Geena Davis scheint ihren schauspielerischen Fähigkeiten eine kleine Pause zu gönnen und konzentriert sich ganz auf die Gesichtsausdrücke "mütterlich-liebevoll" und "liebevoll-mütterlich". So bleiben am Ende die übliche Kinderfilm-Botschaft "Freundschaft trotz Andersartigkeit", ein paar witzige Situationen und die inzwischen zur Gewohnheit gewordenen gelungenen Visual-Effects. All das hatten vergleichbare Filme wie Babe auch, und es stellt sich die Frage, ob daneben Stuart Little nicht einfach zu bieder erscheint, um ähnlich lange in Erinnerung zu bleiben.

14.04.2024

2

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

charmante michael j. fox als stuart little


viwä

vor 21 Jahren

war süss


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