Eine wie keine USA 1999 – 95min.

Filmkritik

Mehr Hop als Hip

Serge Zehnder
Filmkritik: Serge Zehnder

Für dicke, bebrillte oder sonstwie in ihrem Aussehen beeinträchtigte Teenager gibt es eine ganz besondere Hölle. Sie heisst Schule. Dort sehen sie täglich all die gleichaltrigen Backfische, die von sämtlichen Nachteilen verschont geblieben sind. Da kommt einem ein High-School-Märchen wie She`s All That gerade recht. Denn hier gibt es auch für Verlierer einen Platz an der Sonne, wenigstens für 90 Minuten.

Einer, der sich um ein solch helles Örtchen keine Sorgen zu machen braucht, ist Zach (Freddie Prinze jr.). Einer jener superschneidigen Jungs, deren Charme Mädchen zum Schmelzen bringt und Knaben zum Nacheifern ermuntert. Kurz vor dem grossen Abschlussball steht Zachs Popularität im Zenit. Doch da wird der goldene Lack des smarten Lokalmatadors mächtig angekratzt. Seine vornehmlich in Pink gekleidete Freundin Taylor (Jodi Lyn O'Keefe) offenbart ihm, dass sie ihn wegen eines Fernsehstars verlasse, und der ewige Gewinner Zach wird innerhalb einer Mittagspause zum König ohne Date. Gekränkt in seinem Ego, schliesst er mit seinen Freunden eine Wette ab: Er könne jedes beliebige Mädchen zur Nachfolgerin Taylors modellieren, so behauptet er. Die Wahl der "Glücklichen" überlässt er seinen Freunden, die sich natürlich für die schwierigste aller Kandidatinnen auf dem Campus entscheiden: Laney (Rachel Leigh Cook), kleinwüchsig, Hobbymalerin, angestellt in einer Kebab-Diele und entsprechend weit unten in Amerikas High-School-Hackordnung. Aber was noch viel wichtiger ist: Sie ist Zachs Annäherungsversuchen gegenüber absolut immun.

Der Zusammenprall zweier Welten, die des oberflächlichen Dandys und die der intelligenten Aussenseiterin, sorgt in der Startphase auch wirklich für Heiterkeit. Zach setzt sich mit Laneys Alltag auseinander; Laney versucht, ein paar positive Seiten in den bierseligen Party-Löwen aus Zachs Bekanntschaft zu entdecken. Zachs Schwester Mackenzie (Anna Paquin) unterzieht sie derweil einer stilistischen Radikalüberholung. Diese Mutation vom hässlichen Entlein zum Schwan bildet den ersten Höhepunkt. Leider bleibt es auch der letzte und ein fragwürdiger dazu. Da die Hauptdarstellerin Leigh Cook auch ohne Designer-Kleider nicht eben hässlich aussieht, ist die äusserliche Veränderung zu schwach und der "Aha-Effekt" bleibt zwischen Lidstrich und "Tenu-de-Soir" auf der Strecke.

Auch das muntere Spiel mit den gängigen High-School-Klischees verflacht zusehends. She's All That will gewiss keine harsche Abrechnung mit dem amerikanischen Schulalltag sein. Aber es dürfte auch nichts geschadet haben, wenn Drehbuchautor R. Lee Fleming seinen beiden Hauptfiguren etwas ambivalentere Züge verliehen hätte. Das ganze Ensemble ist nicht viel mehr als "Comic-Relief" und dramatisches Beigemüse. Das ist nicht die Schuld von Regisseur Robert Iscoves. Seine Inszenierung ist oft einfallsreich. Und die Bilder von Francis Kenny, der schon den ultimativen High-School-Streifen Heathers fotografierte, sind makellos. Die Schwachpunkte sind einmal mehr eher in den Reihen der Schauspieler und auf den Seiten des Drehbuchs zu suchen. Ein paar Gelegenheitslacher sind selbst für eine oberflächliche High-School-Komödie zu wenig. So wird wohl mancher Zuschauer schon bald das Klingeln jener Glocke herbeizusehnen beginnen, das ihn aus dieser Doppelstunde befreien wird.

17.02.2021

2

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Kommentare

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littlegirlblue

vor 20 Jahren

Absolutes Sch*movie


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