Happy, Texas USA 1999 – 98min.

Filmkritik

Viel Glück in Texas!

Filmkritik: Susanne Rohrer

Es ist nicht leicht, als entlaufener Sträfling in Texas unterzutauchen. Es ist vielleicht noch schwieriger, in einem kleinen Kaff in Texas unbehelligt als Schwuler zu leben. Beides zusammen? Unmöglich. Steve Zahn und Jeremy Northam versuchen es trotzdem, und zwar in einer tollen Komödie von Mark Illsley.

Die Reise ins texanische Hinterland beginnt mit einem überfahrenen Gürteltier. Das kann ja heiter werden. Zwei Knackis schaffen es, ihrer Arbeitskolonne zu entkommen, und gelangen auf ihrer Flucht nach Happy, einer hübschen Kleinstadt, die sie freundlich aufnimmt, denn sie werden schon sehnlichst erwartet. Kein Wunder, werden sie doch für jene zwei Spezialisten gehalten, die die Mädchen der Stadt für den kommenden Schönheitswettebewerb fitmachen sollen.

Die beiden Sträflinge stellen fest, dass die ursprünglichen Besitzer ihres geklauten Wohnmobils homosexuell sind. Und dass die Bewohner von Happy das auch wissen. Wollen sie nicht auffliegen, müssen sie wohl oder übel auch punkto sexueller Orientierung in die neue Rolle schlüpfen. Wayne Wayne Wayne, Jr. (Steve Zahn), zweifelsohne der Kopf des Duos, übernimmt sofort die verantwortungsvolle Aufgabe, seine weiblichen Schützlinge für den "Little Miss Fresh Squeezed"-Talentwettbewerb zu trainieren, und sorgt auf mit einer speziellen Methode auch für ihre spirituelles Wohlbefinden. Harry (Jeremy Northam) findet mit seiner Spürnase aber schnell heraus, dass die Bank in Happy nicht nur schlecht gesichert ist, sondern auch noch von einer hübschen jungen Dame geleitet wird, über die er sich Zugang zum Tresor verspricht. Aber sie weiss ja, dass er schwul ist. So schickt er sich in seine neue Aufgabe als lieber, verständnisvoller Freund, dem eine Frau alles anvertrauen kann. Dass ihm Josephine (Ally Walker) immer besser gefällt, kann er aber nicht verhindern. Er selbst zieht dank seiner männlichen Ausstrahlung schon bald die Blicke eines Verehrers auf sich, der bisher nicht gewagt hatte, zu seinen Neigungen zu stehen. Um das gewonnene Vertrauen nicht zu verlieren, muss er die Avancen über sich ergehen lassen. - So vergehen einige Tage in einer heiklen Balance zwischen emsigen Vorbereitungen einerseits für den Schönheitswettbewerb und andererseits für den Banküberfall. Bis es beim grossen Finale zu einer noch grösseren Überraschung kommt.

Happy, Texas ist eine tolle Komödie, bei der das Drehbuch stimmt und die Darsteller überzeugen. Das hier ist kein blöder Slapstick, der ausschliesslich auf die Lachmuskeln zielt. Mark Illsley hat es tatsächlich geschafft, seinen Figuren echten Charakter zu geben. Dazu ist die Besetzung perfekt: Steve Zahn, der geniale Nebendarsteller so vieler Streifen endlich in einer Hauptrolle, hat sich einen prächtigen Südstaatenakzent zugelegt, und man kann sich mit seinen Bemühungen um die kleinen Schönheiten herrlich amüsieren. Dann wäre da noch William H. Macy, bekannt als erfolgloser Autohändler aus Fargo, der hier als Sheriff wieder einmal den verklemmten Spiesser raushängen kann. Der gelungene Abschluss macht das Vergnügen perfekt, und es gibt nirgends peinliche Durchhänger. Alles in allem sorgt "Happy, Texas" für einen lustigen Kinoabend.

17.02.2021

4

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