Ein Lied für Beko 1992

Filmkritik

Die Berge als unsichere Zuflucht

Filmkritik: Senta van de Weetering

"Ein Lied für Beko" wurde bereits vor zehn Jahre gedreht, doch war er in der Schweiz nie im offiziellen Kinoprogramm zu sehen. Nun ist es dem Trigon-Verleih gelungen, den Film im Rahmen des "Jahres der Berge" hierzulande doch noch ins Kino zu bringen. In der Tat spielen die Berge im Film eine wichtige Rolle, als umkämpftes Gebiet im Krieg zwischen Iran und Irak, als Zufluchtsort der kurdischen Bevölkerung und Versteck für die Partisanen. Nizamettin Ariç hat nicht nur Drehbuch und Musik geschrieben,; er führt auch Regie und spielt gleich noch die Hauptrolle.

Der kurdische Bauer Beko lebt in der Türkei, die er eigentlich nicht verlassen möchte. Sein Bruder hingegen weigert sich, ins türkische Militär einzutreten. Stattdessen wagt er die Flucht über Syrien zu den kurdischen Partisanen im Irak, die dort für Autonomie kämpfen. Die Polizei jedoch nimmt den zurückbleibenden Beko fest, dem nun seinerseits nur knapp die Flucht gelingt.

Beko schliesst sich einigen Partisanen auf ihrem Weg in die Berge an. Sie versprechen ihm, nach seinem Bruder zu suchen, während er bei einer Gruppe von Frauen und Kindern – die meisten von ihnen traumatisierte Waisen – zurückbleibt. Sie sind aus ihrem Dorf geflüchtet und warten in den kahlen und kargen Bergen in einem Zeltlager das Ende des Krieges zwischen Iran und Irak ab. Beko bleibt bei ihnen, freundet sich mit den Kindern an, geht mit ihnen Holz und Wasser suchen, versteckt sich mit ihnen vor den immer wieder bedrohlich tief fliegenden Flugzeugen. Egal ob iranische oder irakische Jets, beide können tödlich sein. Als das Gerücht vom Ende des Krieges in das Zeltlager dringt, beschliessen alle gemeinsam, in ihr zerstörtes Dorf im Tal zurückzukehren und mit dem Wiederaufbau zu beginnen. Beko schliesst sich an.

"Ein Lied für Beko" war der erste Film, der in kurdischer Sprache gedreht wurde. Obschon er im Krieg spielt – dem Golfkrieg 1990-1991, dem bereits jahrelange Auseinandersetzungen zwischen Iran und Irak vorangegangen waren –, handelt es sich nicht um einen Kriegsfilm im herkömmlichen Sinn. Der Krieg ist lange Zeit vor allem als Bedrohung im Hintergrund, durch nicht sichtbare Flugzeuge, durch die erschreckten Blicke der Kinder, durch angedeutete Schicksale der Erwachsenen präsent. Dass Ariç darauf verzichtet, von Heldentaten zu erzählen, und sich stattdessen auf den Alltag unter schwierigsten Bedingungen konzentriert, macht den Film umso eindrücklicher.



04.09.2002

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