Artikel17. Januar 2024

Monströse Masken, echte Sets: 5 Dinge, die du über «Poor Things» wissen solltest

Monströse Masken, echte Sets: 5 Dinge, die du über «Poor Things» wissen solltest
© Disney Schweiz

Seit seiner Auszeichnung bei den letzten Filmfestspielen in Venedig hat «Poor Things» des griechischen Regisseurs Yorgos Lanthimos die Filmwelt bis hin zur jüngsten Golden-Globe-Verleihung begeistert. Wir haben fünf spannende Fakten über den Oscar-Kandidaten mit Emma Stone gesammelt.

von Damien Brodard, übersetzt aus dem Französischen

1. Kleiner Spaziergang unter Autoren

«Poor Things» wurde nach dem gleichnamigen Roman des schottischen Autors Alasdair Gray von Lanthimos mit Unterstützung des Drehbuchautors Tony McNamara adaptiert. Als grosser Fan des Romans versuchte der griechische Regisseur bereits 2011, mit Gray Kontakt aufzunehmen. Da der Autor zu diesem Zeitpunkt noch keinen von Lanthimos' Filmen gesehen hatte, war er, wie bei jedem Vorschlag für eine Adaption, sehr zögerlich, seine Erlaubnis zu erteilen.

Lanthimos reiste nach Glasgow, um Gray zu treffen, und die beiden unternahmen einen Spaziergang durch die schottische Hauptstadt, wobei sie an allen wichtigen Handlungsorten Halt machten. Am Ende ihres Austauschs soll Gray zu ihm gesagt haben: «Ich halte Sie für einen talentierten jungen Mann und würde mich freuen, wenn Sie bei diesem Film Regie führen.» Nach dem Treffen kaufte er sich die DVD von «Dogtooth» (2009) und hat seine Wahl offensichtlich nie bereut.

Emma Stone als Bella in «Poor Things» © Disney Schweiz

2. Eine progressive und befreiende Performance für Emma Stone

Emma Stone, die die Hauptrolle der Bella spielt, einer jungen Frau, die sich zunächst wie ein Kind verhält, verbrachte mehrere Jahre damit, ihre Figur zusammen mit Yorgos Lanthimos zu entwerfen. Die amerikanische Schauspielerin entwickelte schliesslich fünf Stufen von Bellas Verhalten, wobei jede Stufe ihre eigene Art zu sprechen oder sich zu bewegen besitzt, je nachdem, wie sich ihr geistiges Alter im Laufe des Films entwickelt.

Es war daher eine faszinierende Erfahrung, bei der sie ihrer schauspielerischen Kreativität freien Lauf lassen konnte, sagte sie der Vanity Fair in einem Interview. Die Darstellung einer solchen Figur, die ihre Sexualität ohne Tabus entdeckt, war für Stone, die in der Hollywoodindustrie ständiger Beurteilung des weiblichen Körpers ausgesetzt ist, zudem sehr befreiend.

Emma Stone am Set von «Poor Things» © 2024 WDSMPS

3. Eine skurrile, aber reale Welt

Yorgos Lanthimos, der dem Guardian gestand, dass er die heutzutage überwiegend digitalen Dreharbeiten ablehnt, wollte, dass die Welt des Films greifbar ist, aber vor allem, dass man das Gefühl hat, sie durch die Augen seiner "jungen" Protagonistin zu sehen.

Aus diesem Grund wurde der Film in grossen Studios in Budapest gedreht, mit imposanten, skurrilen Kulissen und handgemalten Hintergründen (und nichtsdestotrotz einigen LED-Leinwänden), damit sich die Darstellenden in einer greifbaren Welt bewegen konnten. Auch dem Bild wurde besondere Aufmerksamkeit geschenkt, da ein spezieller Filmtyp mit einer sehr breiten Farbpalette verwendet wurde: Ektachrome, der extra für «Poor Things» auf 35 mm zugeschnitten wurde.

Willem Dafoe als entstellter Dr. Baxter in «Poor Things» © Disney Schweiz

4. Ein monströser Arzt

Neben Emma Stone ist unter anderem Willem Dafoe als Dr. Goldwin Baxter zu sehen, ein Gelehrter mit unorthodoxen Experimenten. Um sein Gesicht so zu entstellen, dass es abstossend wirkt, musste Dafoe eine komplizierte Prothese tragen, für die er nach eigenen Angaben vor jedem Dreh nicht weniger als sechs Stunden in der Maske verbrachte. Die Maskenbildnerin Nadia Stacey gibt jedoch eine Dauer von drei Stunden an: Die Zeit muss ihm tatsächlich sehr lang vorgekommen sein.

Dafoe war fest entschlossen, den verrückten Wissenschaftler so gut wie möglich zu verkörpern, und nahm sogar Unterricht in einer Budapester Leichenhalle, um mithilfe von historischen Werkzeugen präzise Handgriffe zu üben und so sein Schauspiel zu perfektionieren.

Am Set von «Poor Things» © 2024 WDSMPS

5. König der Bestenliste

Yorgos Lanthimos ist ein regelmässiger Gast auf Filmfestivals und ein Meister aller Klassen, wenn es um Auszeichnungen geht. Seit 2009 hat jeder seiner Filme eine Auszeichnung erhalten. In Cannes wurde er zunächst mit dem Preis Un Certain Regard für «Dogtooth» (2009) geehrt und stieg dann im Wettbewerb mit einem Jury-Preis für «The Lobster» (2015) und einem Drehbuchpreis für «The Killing of a Sacred Deer» (2017) auf. In Venedig wurde Lanthimos mit einem Drehbuchpreis für «Alpen» (2011) geehrt, bevor er mit «The Favourite» (2019) einen bleibenden Eindruck hinterliess, der mit dem Grossen Preis und dem Preis für die beste Darstellerin für Olivia Colman ausgezeichnet wurde. «Poor Things» (2023) wurde mit dem Goldenen Löwen der Filmfestspiele von Venedig ausgezeichnet, ein weiterer Höhepunkt einer makellosen Karriere. Wir wünschen ihm viel Glück für die bevorstehenden Oscars!

«Poor Things» startet am 18. Januar 2024 in den Kinos der Deutschschweiz.

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