Artikel27. Dezember 2023

Mythos oder Wirklichkeit? 8 Fakten zum Kinofilm «Priscilla»

Mythos oder Wirklichkeit? 8 Fakten zum Kinofilm «Priscilla»
© Filmcoopi

Ganz im Gegensatz zum letztjährigen «Elvis»-Film von Baz Luhrmann zeichnet Sofia Coppolas «Priscilla» ein weniger schmeichelhaftes Bild des King of Rock 'n' Roll. Der Film, basierend auf Priscilla Presleys Memoiren «Elvis and Me», zeigt die Sicht einer jungen Frau, die vom zehn Jahre älteren, berühmten Rockstar Elvis Presley umworben wird. Wir haben einige der Schlüsselszenen des Films auf ihren Wahrheitsgehalt gecheckt.

von Gaby Tscharner Patao

1. Elvis lebte in Deutschland nicht in Militärbaracken

«Priscilla» zeigt Elvis (Jacob Elordi), der eineinhalb Jahre lang im Militärdienst in Deutschland stationiert war, wie er mit seiner ganzen Entourage, Bodyguards, Groupies, seinem Vater Vernon (Tim Post) und seiner Grossmutter Minnie Mae (Lynne Griffin), die er Dodger nannte, in einem privaten Haus, weitab von den amerikanischen Militärbaracken Partys feiert.

Tatsache ist, dass der Superstar damals von seinem Manager Colonel Parker angehalten wurde, sich nicht vor dem Militärdienst zu drücken. Aber die harten Pritschen in den Baracken mit anderen Soldaten teilen, das wollte der King of Rock and Roll dann doch nicht. Die deutsche Stadt Bad Nauheim brüstet sich noch heute damit, «Elvis europäisches Zuhause» gewesen zu sein. Auf der Webseite gibt es Fotos des Hotels, aus dem Elvis und seine Bande kurz nach deren Ankunft in Deutschland rausgeschmissen worden sind und Bilder des Hauses an der Goethestrasse, in das sie anschliessend einzogen, wo Elvis jeden Tag seine Mahlzeiten ass, wo er schlief und wo die Romanze zwischen ihm und Priscilla begann.

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2. Ein Soldat warb Priscilla für Elvis an

Im Film sitzt die 14-jährige Priscilla Beaulieu (Cailee Spaeny) in einem amerikanischen Diner auf der Militärbasis an der Theke, trinkt eine Cola und macht Hausaufgaben. Dort wird sie eines Tages vom Soldaten Terry West (Luke Humphrey) angesprochen und zu einer Party bei Elvis zu Hause eingeladen.

Auf der Suche nach dem Namen Terry West findet man keinen Soldaten und Freund von Elvis, der für ihn auf Mädchensuche ging. Diese dubiose Ehre gebührte Curry Grant, der ausführlich mit der Autorin Suzanne Finstad für deren Buch «Child Bride - The Untold Story of Priscilla Beaulieu Presley» gesprochen hat. Darin berichtet der damals verheiratete Curry, mit Priscilla eine vier Wochen lang andauernde Affäre gehabt zu haben, bevor er sie dem King vorstellte. Eine Behauptung, die Priscilla vehement bestreitet. Sie hat 1996 eine 10-Millionen-Franken-Klage wegen Verleumdung gegen Curry eingereicht. Ein Gericht sprach ihr zwar Recht zu, sie erhielt aber nur 75.000 Franken. Interessanterweise zog Priscilla den Verlag und die Autorin der Biografie nicht vor Gericht. Beide versichern, ihr Buch sei wahrheitstreu.

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3. Die Eltern lassen die 14-jährige Priscilla mit Elvis allein

Als Priscilla ihre Eltern um Erlaubnis bittet, zu Elvis' Party zu gehen, zeigen sich diese im Film erst sehr skeptisch. Die Mutter Ann (Dagmar Dominczyk) fragt sogar, weshalb er keine gleichaltrige Freundin habe. Auch Priscillas Stiefvater Captain Beaulieu (Ari Cohen) ist nicht von Elvis' hehren Absichten überzeugt. Erst nachdem er mit West und Elvis selbst gesprochen hat, willigt er ein.

Laut Suzanne Finstad), die für ihre unautorisierten Biografie «Child Bride» mit Priscilla und zahlreichen FreundInnen des Paares gesprochen hat, hatte das 14-jährige Mädchen keine Restriktionen von ihren Eltern. Sie habe jede Nacht alleine bis nach Mitternacht in Elvis' Zimmer im Haus in Bad Nauheim verbracht. Damalige Freunde sollen Besorgnis ausgedrückt haben, dass Elvis’ Karriere, wie die von Jerry Lee Lewis, der seine 13-jährige Cousine geheiratet hat, enden würde oder seine Eskapaden ihn sogar ins Gefängnis bringen könnten.

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4. Hatte Elvis pädophile Neigungen?

«Priscilla» zeigt Elvis und die minderjährige Priscilla in zärtlichen Umarmungen, wie sie sich küssen und streicheln. Während ihrer Zeit in Deutschland stoppt Elvis die sexuellen Avancen des Teenagers aber und sagt zu Priscilla, dass sie dafür noch viel Zeit hätten.

Pädophilie und Grooming waren in den 50er- und 60er-Jahren Themen, die unter den Teppich gekehrt wurden. Unsere heutige Sensibilität legt diese Szenen jedoch als sexuelle Manipulation eines Kindes aus. An der Pressekonferenz für den Film bestätigt Priscilla Presley, keinen Geschlechtsverkehr mit Elvis gehabt zu haben, während sie minderjährig war. Gleichzeitig sagte sie jedoch in einem Interview mit dem Hollywood Reporter Magazin: «Es waren andere Zeiten. Ich wollte ihm gefallen, ich lebte in seiner Welt. Ich wollte herausfinden, was er gerne hatte.»

Sofia Coppola, die Regisseurin von «Priscilla», war sich bewusst, wie schwierig es war, diese intimen Szenen zwischen zwei ungleichen Partnern in Alter, Grösse und Status darzustellen. «Ich kam immer wieder auf Priscillas Perspektive und ihren Standpunkt zurück», erklärte sie in einem Interview mit dem Rolling Stone Magazin. Sie wollte ihre Erfahrungen darstellen, ohne sie zu verurteilen. «Mein Job ist es, dem Publikum die Begebenheiten zu präsentieren, damit es darüber nachdenken und seine eigenen Schlussfolgerungen ziehen kann.»

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5. Elvis gab der minderjährigen Priscilla Drogen

«Priscilla» porträtiert den 24-jährigen Elvis, als wäre er eine wandelnde Apotheke, der seine junge Freundin mit Uppers fürs Wachbleiben in der Schule, oder Downers fürs Einschlafen nach einer langen Reise versorgte. Eine Erfahrung, von der Priscilla erst zwei Tage später aufwacht. Später in ihrer Beziehung sehen wir, wie Elvis und Priscilla mit LSD experimentieren.

Laut Priscillas eigenen Worten in einem Artikel im People Magazin soll Elvis schon seit Jahren Schlankheitsmittel konsumiert haben, um seine Rockstarfigur beizubehalten und die Aufputschmittel habe er im Militär genommen, um wach zu bleiben. Um von seinen Drogenhochs runterzukommen, habe Elvis ein Schlafmittel genommen, das bei Priscilla zu einem, wie im Film und in einem Artikel des Time Magazins beschrieben, zweitägigen komatösen Schlaf geführt habe. Obwohl Elvis Drogen nicht zum Freizeitgebrauch konsumierte, soll der gezeigte LSD-Trip, unter Anweisung seines spirituellen Gurus Larry Geller, ein Experiment zur Bewusstseinserweiterung gewesen sein. In «Elvis and Me» erinnert sich Priscilla an die Begebenheit und schreibt, dass sie sich im Drogenrausch in Elvis' begehbarem Schrank wiedergefunden und geschnurrt habe wie ein Kätzchen.

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6. Elvis und Priscilla hatten kostümierte Rollenspiele

Eine kunstvoll gefilmte Szene in «Priscilla» zeigt das Paar im Bett mit einer Polaroidkamera. Priscilla trägt verschiedene Kostüme wie z.B. ein Dienstmädchen-Outfit, eine Krankenschwesteruniform oder ein Schulmädchenkostüm, während die beiden Fotos voneinander machen.

Wie schon Priscilla in ihren Memoiren hat auch ein einstiger Armeekollege von Elvis namens Joe Esposito, der später zu seinem Road-Manager aufgestiegen ist, in seinem Buch «Good Rockin' Tonight» das Rollenspiel bestätigt. Manchmal hätten daran auch andere Mädchen teilgenommen. Esposito erinnert sich, dass die Mädchen immer weisse Unterwäsche trugen, denn Elvis legte Wert auf Jungfräulichkeit.

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7. Elvis hatte gewalttätige Wutausbrüche

Im Film wird Elvis als Choleriker porträtiert, der seine Wut nicht zügeln konnte und deshalb verbal ausfällig wurde und während eines Streits sogar einen Stuhl in Priscillas Richtung warf.

Elvis' Entourage scheint Priscilla zuzustimmen, Elvis hatte ein Temperament, das er schlecht zügeln konnte. In der TV-Serie «The Elvis Years» berichtet Sonny West, einer von Elvis’ Body Guards, dass er seinen Jähzorn von seiner Mutter geerbt habe. Und Joe Esposito erinnert sich an einen Zwischenfall, in dem der Rockstar seinen «Wild In The Country» Co-Star Christina Crawford an den Haaren packte, über den Sofatisch zog und zu Esposito sagte, er solle sie nach Hause bringen.

© Frenetic Films

8. Die Verwalter von Elvis' Nachlass hassen den Film

Elvis' Tochter Lisa Marie Presley soll Bedenken gegenüber Sofia Coppolas Film geäussert haben. Laut zwei E-Mails, die dem amerikanischen Variety Magazin vorliegen, soll Lisa Marie das Drehbuch «auf schockierende Art rachsüchtig» und «verachtend» genannt haben. Ihr Vater werde als manipulativ dargestellt, fährt Lisa Marie in den E-Mails fort, und sie drohte, sich gegen das Projekt und ihre Mutter Priscilla, die eine der Produzent:innen des Films ist, auszusprechen. Dazu kam es leider nicht mehr, denn Elvis’ Tochter starb im Januar 2023.

Auch die Verwalter des Nachlasses von Elvis, zu denen die Elvis Presley Enterprises gehören, die 85% der Rechte an seinem Werk besitzen und nicht der Presley Familie gehören, wollten den Film nicht unterstützen. Deshalb durfte die Regisseurin Sofia Coppola laut dem Magazin The Hollywood Reporter keine Elvis-Musik im Film verwenden. Der Soundtrack des Films wurde von der Band Phoenix komponiert, deren Frontsänger Sofia Coppolas Ehemann Tom Mars ist. Riley Keough, die Schauspielerin und Enkeltochter von Elvis, wurde nach dem Tod ihrer Mutter Lisa Marie zur Treuhänderin und mit ihren Stiefschwestern Harper und Finley Lockwood zur Besitzerin von Graceland ernannt. Sie hat bisher keinen Kommentar zum Film «Priscilla» abgegeben.

«Priscilla» ist seit dem 26.12. im Kino zu sehen.

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