Artikel8. Dezember 2023

Ein Katastrophenfilm der anderen Art: 5 Gründe, den Netflix-Film «Leave the World Behind» zu schauen

Ein Katastrophenfilm der anderen Art: 5 Gründe, den Netflix-Film «Leave the World Behind» zu schauen
© Netflix 2023

«Leave the World Behind», in dem eine vierköpfige Familie im Urlaub eine Reihe merkwürdiger Ereignisse erlebt, die in eine regelrechte Krisensituation münden, birgt unzählige Gründe, die für eine filmische Glanzleistung sprechen. Hier sind die fünf wichtigsten, warum du diesen grandiosen Film am Puls der Zeit nicht verpassen solltest.

Text von Michael Gasch

1. Das Genie Sam Esmail

Mahershala Ali in «Leave the World Behind» © Netflix 2023

Das Gesamtwerk von Sam Esmail ist gut überschaubar. Auf der einen Seite gibt es die Serien «Mr. Robot» und «Homecoming», auf der anderen Seite sein Langfilm-Regiedebüt «Comet», in dem eine Romanze mit Science-Fiction-Elementen kombiniert wird. Seine filmische Handschrift ist dabei einzigartig: Er interessiert sich gleichermassen für menschliche Komplexität, beweist ästhetisches Fingerspitzengefühl und ein Händchen für clevere Inszenierungen, indem er mit Filmklischees bricht.

Dass «Leave the World Behind» in ähnliche Kerben schlagen wird, liegt beim Blick auf seine anderen gelungenen Werke nahe. Erneut beweist Esmail intelligentes Filmemachen und verpackt seinen Krisenfilm clever wie vielschichtig. Anders als die Netflix-Beschreibung oder der Trailer vermuten lässt, versteckt sich hinter seinem neuen Projekt nämlich sehr viel mehr als ein reines Untergangsszenario.

2. Ein Mix der Genres

Julia Roberts, Ethan Hawke, Mahershala Ali und Myha’la in «Leave the World Behind» © Netflix 2023

Bereits im Trailer wird schnell klar, dass der Film keine zweistündige Tortur im Dystopie-Genre werden würde. Diese Annahme entpuppt sich als vollkommen richtig, da sich «Leave the World Behind» als bunter Genremix versteht, der sich sowohl an Elementen aus Thriller, Mystery, Katastrophenfilm als auch Komödie bedient.

Wie schon im Falle von «Don’t Look Up», zu dem sich sicherlich mehrere Parallelen ziehen lassen, geht diese Rezeptur wunderbar auf, wodurch die Empfindungen und Gemütszustände beim Schauen sehr gemischt ausfallen. «Leave the World Behind» bietet gleichermassen viele Irritations-, Schock- und Faszinationsmomente, wodurch der Eindruck einer Tüte voller überraschender Geschmacksrichtungen entsteht.

3. Filmreferenzen aller Art

Unheilvolle Szene aus «Leave the World Behind» © Netflix 2023

Distanzierte Bilder à la M. Night Shyamalan, die schon ab der ersten Minute ein ungutes Gefühl vermitteln, wie auch genug weitere filmische Anspielungen, sorgen konstant für eine grandiose Unberechenbarkeit. Die Möglichkeiten, wie sich eine derartige Geschichte weiterentwickelt, fallen in diesem Genre immerhin äusserst divers aus. Vergleichsfilme wie der charmante «Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt», der kammerspielartige «10 Cloverfield Lane», bis hin zu Home-Invasion-Filmen oder feinfühlige Filmportraits über Selbstversorgung wie «Into the Forest» sind nur einige Beispiele unter vielen.

Das Gute dabei: Sam Esmail ist sich dessen absolut bewusst und lotet all das Kopfkino perfekt aus, indem er eine ganz neue Idee verfolgt. «Leave the World Behind» mag an viele Filme erinnern und ist trotz dessen völlig einzigartig – welch schöneres Lob kann es geben?

4. Intelligent bis zur letzten Sekunde

Myha’la und Mahershala Ali in «Leave the World Behind» © Netflix 2023

Neben der meisterlich inszenierten Unberechenbarkeit, zieht sich Esmails Cleverness wie auch Reflexivität wie ein roter Faden durch den Film. Figuren werden infrage gestellt, von Dummheit keine Spur. Auch wenn sich die Geschichte um eine Krisensituation dreht, welche tendenziell ernster und mitunter bedrohlich ausfällt, ist immer noch genug Platz für Humor.

«Leave the World Behind» will eben nicht nur zum Nachdenken anregen, nicht nur am Puls der Zeit sein, nicht nur Möglichkeiten bieten, um Ansätze aus anderen Filmen wiederzuentdecken, sondern möchte genauso gern für gute Unterhaltung stehen, indem auch das Trendthema aus 2023 schlechthin – der Boom von Künstlicher Intelligenz – subtil aufs Korn genommen wird. Ein Zitat aus dem Film lässt sich vor diesem Hintergrund fantastisch auch auf das Publikum übertragen: «Du sollst eine gute Zeit haben!».

5. Qualität auf Netflix

Ethan Hawke und Julia Roberts in «Leave the World Behind» © Netflix 2023

Es ist nachvollziehbar, dass die Meinungen bei der Marke mit dem grossen roten N auseinandergehen. Dennoch ist eine lobenswerte Entwicklung in den letzten paar Monaten zu beobachten, die mit «Leave the World Behind» noch weiter voranschreitet. Nur um ein paar zu nennen, kann Netflix in letzter Zeit mit Filmen wie «The Killer» und «The Wonderful Story of Henry Sugar» sowie «Maestro» oder auch «Hit Man», welche demnächst noch bevorstehen, mit nicht gerade wenig Filmen aufwarten, die es vermutlich in einige Bestenlisten schaffen werden.

«Leave the World Behind», der fast schon aus dem Nichts kam, hat dies ebenfalls mehr als verdient, nicht nur aufgrund seiner ästhetischen und inhaltlichen Stärken, sondern besonders wegen einer Meta-Spielerei, aus der am Ende eine tolle Botschaft resultiert: In Zeiten einer nationalen oder globalen Krise könnten sich viele Menschen vermutlich damit trösten, wenn dieser Film der letzte wäre, den sie zu Gesicht bekommen würden.

4.5 von 5 ★

«Leave the World Behind» ist ab dem 08. Dezember auf Netflix verfügbar.

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Kommentare 3

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El_Ramon

vor 4 Monaten

Muss meiner Vorrednerin leider beipflichten, nach dieser Lobtriade hier und dem spannenden Trailer habe ich mir den Film angesehen. Der Film dauert beinahe 2h 30 min und die Geschichte des Films hätte eben so gut in weniger als 30 min erläutert werden können. Der Rest ist Beiwerk, mal überzeugend, mal weniger. Die Figuren eilen von einer Szene zu anderen, zur Handlung beitragen tun leider nur wenige. Wer auf eine Auflösung eines ausgeklügelten Komplotts hofft, wird enttäuscht werden.Mehr anzeigen


Blablim

vor 4 Monaten

So ein Scheiss


suse1641

vor 4 Monaten

Der Film ist so überflüssig. Die Monologe nervend. Oje, das fallen ihm die Zähne aus...ich musste lachen. Wie übertrieben..ja es war eine böse Zecke. Die Tiere haben sich verschworen oder doch nicht? Was für eine Ansammlung von Verschwörungsgedanken.....danke, davon haben wir bereits genug. Und sowieso sind wir alle an unserem Unglück selber schuld.Mehr anzeigen


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