Kritik4. September 2023

Venedig 2023: «The Wonderful Story of Henry Sugar»: Wes Anderson einmal ganz anders?

Venedig 2023: «The Wonderful Story of Henry Sugar»: Wes Anderson einmal ganz anders?
© IMDb

Wes Anderson beschert der Welt unmittelbar nach «Asteroid City» direkt den nächsten Film. «The Wonderful Story of Henry Sugar» ist allerdings anders als erwartet.

«The Wonderful Story of Henry Sugar»: Wes Anderson einmal ganz anders?

Wes Anderson | 39 min.

Ein Text von Michael Gasch

Henry Sugar (Benedict Cumberbatch) erlernt nach jahrelangem spirituellen Training durch Objekte hindurch zu sehen. Als er realisiert, wie viel unglaubliches Potential diese Fähigkeit verspricht, ändert sich sein gesamtes Leben. Fortan verbringt er die Tage in Casinos und benutzt seine Kräfte dafür, um möglichst viel Geld zu erbeuten.

«Typisch Wes Anderson!» dachte sich das Publikum vor wenigen Wochen wohl noch, als es das Kino aufsuchte und mit «Asteroid City» mehr oder weniger sympathisierte. Das Repertoire des amerikanischen Regisseurs ist nämlich schnell umfasst: Halb Hollywood als Besetzung, peppige Farben, symmetrische Einstellungen, spitzfindiger Humor. Wes Anderson in Reinform. «The Wonderful Story of Henry Sugar» schlägt jedoch zumindest in zwei Aspekten in andere Kerben. Statt gefühlt 50 Stars gibt es in diesem Fall nur wenige, die man an einer Hand abzählen kann, was unmittelbar am zweiten Faktor liegen mag - die Laufzeit von gerade einmal 39 Minuten.

Handelt es sich also nur um einen halben Wes Anderson? Nein, vielmehr fühlt es sich danach an, als wäre es ein normaler Film, der nur mit doppelter Zeit abgespielt wird. Noch schneller als sonst? Ja, kaum zu glauben. Es ist damit nur konsequent, dass mit Benedict Cumberbatch, Ben Kingsley, Ralph Fiennes und Dev Patel nur wenige namhafte Schauspieler vorkommen.

Die Inszenierung, bei der Anderson erneut tief in die Kiste filmischer Spielerei greift und sich das Spielzeug in Form von Bühnensets aussucht, geht hervorragend auf. Das fühlt sich fast schon nach Theater an und sorgt im gleichen Atemzug für eine unvergleichbare Stilistik. Den durchaus speziellen Stil spielt Anderson mit Bravour aus, die Geschichte, die perfekt für einen Kurzfilm konzipiert ist, rundet das Ganze perfekt ab.

Fazit: Der 39-minütige Kurzfilm ist keine Minute zu lang, was an der gelungenen Verdichtung liegt. Es ist der beste Wes Anderson seit langem – der sehr fokussierten Vision und Umsetzung sei Dank.

4 von 5 ★

© IMDb

Ist dieser Artikel lesenswert?


Kommentare 0

Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.

Login & Registrierung