Interview

Javier Bardem: «Das ist schon verdammt gut»

Stefan Gubser
Interview: Stefan Gubser

Er spielt alle an die Wand, dabei ist sein Auftritt eine buchstäblich haarige Angelegenheit: Bösewicht Bardem über Humor, Heath Ledger und Schweizer Schokolade.

Javier Bardem: «Das ist schon verdammt gut»

Was ist bloss aus Ihrem blonden Haar geworden?

Das hat sich ausgewachsen.

Sie hatten schon in No Country for Old Men eine Frisur, die viel zu reden gab.

Das Aussehen sagt natürlich viel über eine Figur aus. Aber ein Look muss immer auch Sinn machen. Er muss zur Figur passen, die man spielt. Er muss in der Geschichte verankert sein, die man erzählt.

In dem Falle hatte Sam Mendes von Anfang an eine ganz klare Vorstellung: Silva sollte ein gewisses Unbehagen verbreiten, und dafür setzt er auch sein Äusseres ein.

Wie kam das bei den Kollegen an? Schauspieler wollen sich doch immer wohl fühlen.

Silva selbst fühlt sich auch wohl in seiner Haut, sehr sogar. Sein Gegenüber soll sich unbehaglich fühlen, und dafür ist Silva jedes Mittel recht, eben auch sein Aussehen. Man weiss nie genau, ob er nun Witze macht oder ernst ist. Ist er oberflächlich oder tiefgründig? Silva ist schwer zu lesen. Aber er will auch unterhalten, das ist immerhin ein Bond-Film.

Für einen Bond-Bösewicht gelten ganz bestimmte Regeln. Eine lautet: Man muss die Figur geerdet und realistisch spielen – und gleichzeitig ein wenig abgehoben. Das erwartet das Publikum einfach.

Ist es eigentlich eine Ehre, in einem Bond-Film mitzuspielen?

Ich weiss nicht, ob das generell gilt, aber für mich ist es das auf jeden Fall. Weil die Story Klasse hat, der Cast superb ist, und weil Sam Mendes hinter der Kamera steht. Und dann ist Skyfall ja auch noch der Jubiläums-Bond, das ist schon verdammt gut.

Spielt sich ein Bösewicht leichter mit Humor als ohne?

Ich glaube, Humor ist ein Werkzeug, um zu überleben. Silva ist ein Überlebender, ohne Humor hätte er es vielleicht nicht geschafft. Er benützt den Humor auch, um sein Gegenüber zu entwaffnen. Humor ist auch eine Waffe, nicht?

Viele Kritiker haben Ihren Silva mit Heath Ledgers Joker verglichen.

Wenn du dein Ding machst, musst du das ganze Drumherum vergessen. Du drehst deinen Bond-Film, dann promotest du ihn, und zuletzt siehst du, wie andere Leute den Film wahrnehmen.

Heath war grossartig in The Dark Knight, aber sein Joker war für uns nie ein Vorbild, wir haben nicht eine Sekunde über ihn nachgedacht oder gesprochen. Leute nehmen Dinge ganz unterschiedlich wahr, darum geht es ja im Kino.

Ist das Ihr erster Besuch in der Schweiz?

Ich war schon in Genf und in Chamonix. Ich weiss, Chamonix liegt nicht in der Schweiz, aber auch nur knapp daneben. Hey, ihr habt so viele Grenzen hier. (lacht) Heute verbringe ich den ganzen Tag im Hotel. Wenn ich Glück habe, kriege ich noch ein Stück Schokolade zu knabbern.

5. November 2012

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