Italienischer Kulturminister boykottiert Cannes

Italiens Kulturminister Sandro Bondi wird sich nicht am Filmfestival Cannes blicken lassen, das diesen Mittwoch eröffnet wird. Schuld ist der Berlusconi-kritische Dokumentarfilm Draquila, der in einer Nebensektion läuft.

Bondi bezeichnete den Film in einem Communiqué als «Propaganda und Beleidigung für das italienische Volk». In Draquila wirft die italienische Schauspielerin und Regisseurin Sabina Guzzanti dem Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi vor, sein Krisenmanagement nach dem verheerenden Erdbeben in L'Aquila, bei dem im April 2009 über 300 Menschen ihr Leben verloren, habe komplett versagt.

Ihr Film sei «eine Reflexion über die autoritäre Entwicklung dieses Landes», sagte Guzzanti, die in ihrem Michael Moore-artigen Pamphlet den «Cavaliere» auch parodiert. Man habe sich beim Wiederaufbau zu viel Zeit gelassen, um ihn medienwirksam ausschlachten zu können. Ausserdem sei es bei der Vergabe der Bauarbeiten nicht mit rechten Dingen zugegangen.

Das 63. Filmfestival von Cannes findet vom 12. bis 23. Mai statt. Eröffnet wird es mit Ridley Scotts Robin Hood.